Der Minimalkonsens ist einfach: Unterricht muss stattfinden. Da sind sich Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne und sämtliche Lehrerverbände einig.
Nur wie das in der Praxis vor allem in den berufsbildenden Schulen umgesetzt werden soll, die seit Jahren mit einer 10-prozentigen Unterdeckung kämpfen müssen und im Durchschnitt eine Unterrichtsversorgung von gerade 88 Prozent haben, darüber scheiden sich die Geister. Zu einem Brandgespräch hat die Niedersächsische Direktorenvereinigung Berufsbildenden Schulen e.V. (NDVB) in Kooperation mit dem VLWN am 19. Februar Minister Tonne eingeladen. Knapp 100 Schulleiterinnen und Schulleiter hörten dem SPD-Politiker im Foyer der MMBbS an der EXPO Plaza sehr genau zu – und waren am Ende nicht schlauer als vorher.
Es fehlt an Lehrkräften, die am Markt gar nicht mehr zu bekommen sind und auch nicht auskömmlich ausgebildet werden. Aber vor allem fehlt es an einem frei verfügbaren Budget, mit dem die Schulleiter bisher selbstverwaltet den Lehrbetrieb aufrecht erhalten, in dem externe Kräfte zugebucht werden. Das Land musste gerade die Zuweisung dieser Mittel für 2019 um gut 60 Prozent senken, ohne einen Ausgleich zu schaffen. Das ist hochdramatisch, da eine große Zahl von befristeten Lehrkräfte aus diesem Budget finanziert werden. Somit ist völlig unklar, ob nach den Sommerferien viele Fächer möglicherweise gar nicht mehr unterrichtetet werden können und die Qualität der Lehre zu Lasten der Schülerinnen und Schüler immer weiter runtergefahren werden muss. Abfragen an berufsbildenden Schulen, die anlässlich der Veranstaltung in der Multi Media BBS dem Minister Schreiben zu ihrer konkreten Situation überreicht haben, gehen von einem künftigen zusätzlichen Fehl von 2-4 Stellen pro Schule aus. Eine weitere Verschlechterung der Unterrichtsversorgung um 3-4 Prozent wird von den Schulleitungen für das laufende Schuljahr erwartet.
Der Minister hatte auch diesmal ein offenes Ohr, nur leider wieder einmal nichts Konkretes im Angebot. Das einzige Versprechen, dass er geben mochte, war: Dass die Restmittel des Haushalts 2018, deren Höhe noch nicht quantifizierbar sei, ausgeschüttet werden – und die BBSen einen Teil davon erhalten. Die Erwartungshaltung der Schulleiter war eine andere.