Learn-Labs als Aktionsraum für digitale Transformation

Learn-Labs als Aktionsraum für digitale Transformation

BvLB: Vorschlag einer „Bundeszentrale für Medienbildung“ kann nur ein erster Schritt hin zum Digital-Hub sein
Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) begrüßt den Antrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN an den Bundestag, eine „Bundeszentrale für digitale Medienbildung“ auf den Weg zu bringen und hier die digitalen Angebote, die es gibt, zu bündeln. „Der Ansatz ist gut, muss aber deutlich breiter ausge-rollt werden. Wir brauchen keine zentrale Verwaltungseinheit, die die digitalen Medien für die berufliche Bildung nutzerfreundlich auf einer Internetseite präsentiert“, sagt Joachim Maiß, BvLB-Vorsitzender, und betont: „Um die Chancen der digitalen Bildung für die berufsbildenden Schulen zu heben, brauchen wir ein Digital-Hub, in dem Learn-Lab Fortbildungskonzepte gelebt, neueste Techniken und Technologien im gläsernen Unterricht angewendet und auf deren Tauglichkeit hin erprobt werden. Gekoppelt mit entsprechenden Fort- und Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte, die implementiert werden, erwächst so ein Inkubator für die beschleunigte Digitalisierung der beruflichen Bildung.“
Der BvLB fordert, dass berufliche Schulen Kompetenzzentren für berufliche Bildung in der digitalen Transformation werden müssen. „Die berufsbildenden Schulen sind das Bindeglied zur Wirtschaft. Die Anforderungen der Betriebe sind maßgeblich für das, was wir vermitteln. Um hier erfolgreich sein zu können, müssten Technik und Didaktik zusammengeführt werden und e-Didaktik-Konzepte entwickelt werden. Die berufliche Bildung braucht deshalb Learn-Labs, wo die Transformation gelebt wird, und digitale Klassenräume, die über Schulgrenzen hinweg untereinander vernetzt sind und einen Wissenstransfer ermöglichen“, sagt Eugen Straubinger, ebenfalls BvLB-Vorsitzender.

Der Antrag der GRÜNEN sieht vor, dass die Bundeszentrale zunächst als befristetes Bund-Länder-Modellprojekt gegründet werden soll. Hier soll der Bund digitalpädagogische Kompetenzen bündeln, vermitteln und fördern. Das Projekt soll eine Online-Plattform inklusive App umfassen, die die unter-schiedlichen und zahlreichen Angebote der digitalen Medien und Medienbildung bündeln und nutzerfreundlich präsentiert. Das Angebot soll eingeordnet und qualitätsgesichert dargestellt werden. Eigene Inhalte sollen produziert werden, um Pädagoginnen und Pädagogen sowie interessierten Erwachsenen und Heranwachsenden schnell, einfach, übersichtlich und kompetent Unterstützung zu ermöglichen.

////Bildquelle: Pixabay/////

Wenn Online-Unterricht zum Glücksfall wird

Wenn Online-Unterricht zum Glücksfall wird

BVMW, Bildungsallianz des Mittelstandes, BvLB und VDR fordern: Digitalisierung in der Krise zwingend vorantreiben und begrüßen das 500 Millionen Euro Sofortprogramm.

Deutschland ist im Bildungswesen mitunter noch ein digitales Entwicklungsland. Die Corona-Krise hat das noch einmal schmerzlich offenbart. Während die Lehrkräfte bundesweit über alle Schulgrenzen hinweg ohne Masterplan, dafür aber mit pragmatischem Engagement Online-Unterricht auf die Beine gestellt haben und sich das notwendige Wissen mangels vorhandener Fort- und Weiterbildungsangebote über Youtube-Videos und learning-by-doing angeeignet haben, stießen sie bei der praktischen Umsetzung schnell an die technischen Grenzen und damit an die Schwachstellen des Systems:

Das Breitbandnetz ist extrem löchrig und großflächig nicht vorhanden. Vielfach fehlen digitale Endgeräte, um einen gesicherten Online-Unterricht durchführen zu können. Pädagogisch-didaktische Online-Lerninhalte sind Mangelware, ebenso Fort- und Weiterbildungsangebote. Eine funktionierende Bildungscloud gibt es nicht.

Für Mario Ohoven, den Präsidenten des BVMW, ist deswegen klar: „Der Digitalpakt der Bundesregierung greift nicht, weil die 5 Milliarden Euro zweckgebunden sind und nicht dort eingesetzt werden können, wo sie wirklich gebraucht werden. Das muss sich sofort ändern! Deutschland braucht ein digitales Fitnessprogramm für die Schulen!“

„Wir sind als Bildungsallianz des Mittelstandes schon einmal froh, dass diese Botschaft langsam aber sicher auch im Bundesbildungsministerium ankommt. Ein großes Sofortausstattungsprogramm für Schulen für den digitalen Unter-richt zu Hause ist überfällig!“ äußert sich Patrick Meinhardt, Generalsekretär der Bildungsallianz des Mittelstandes, heute in Berlin. Runtergebrochen auf die knapp 44.000 Schulen in Deutschland bekäme jede Schule allerdings gerade einmal gut 11 000 Euro aus dem Sofortprogramm.

„Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Dieses Programm kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit nur ein kleiner Beitrag zur Verbesserung des digitalen Unterrichts einhergeht“, mahnt Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR) und betont: „Wir können es uns in Deutschland nicht leisten, dass Ressourcen ungenutzt bleiben oder verschwendet werden.“

In vielen Bundesländern zeige sich derzeit, „dass Lernplattformen nicht stabil laufen, Cloud-Lösungen noch unzureichend eingeführt sind oder vielfach ein Nebeneinander an digitalen Insel-Lösungen existiert. Die Ausbildung 4.0 kämpft mit einer Mangelwirtschaft, anstatt mit Digitalkompetenz zu trumpfen“, sagt Joachim Maiß, einer von zwei Vorsitzenden des Bundesverbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) und erinnert: „Die berufsbildenden Schulen sind das Bindeglied zur Wirtschaft.“

 

„Die Anforderungen der Betriebe sind maßgeblich für das, was wir vermitteln. Dabei haben wir im Zuge der Digitalisierung die schwierige Aufgabe, für eine Zukunft auszubilden, von der man nicht weiß, wie sie aussieht“, sagt Eugen Straubinger, ebenfalls BvLB-Vorsitzender, und manifestiert: „Berufsbildende Schulen müssen deshalb Kompetenzzentren für berufliche Bildung in der digitalen Transformation werden.“ Um hier erfolgreich sein zu können, müssten Technik und Didaktik zusammengeführt werden. Die berufliche Bildung braucht Learn-Labs, wo die Transformation gelebt wird, und digitale Klassenräume, die über Schulgrenzen hinweg untereinander vernetzt sind und einen Wissenstransfer ermöglichen.

Da es mit Blick auf die Corona-Krise in absehbarer Zeit keinen Regelschulbetrieb geben wird, Präsenzunterricht und Online-Units sich ergänzen werden, fordern der BVMW, die Bildungsallianz des Mittelstands, der BvLB und der VDR zügig weitere Schritte, um die Digitalisierung der schulischen Bildung voranzutreiben:

  • Die Mittel aus dem Digitalpakt Schule müssen jetzt bei den Schulen ankommen! Hier sind alle Verantwortlichen gefordert.
  • Die technischen Standards für die digitale Transformation – wenn auch noch nicht überall erfüllt – sind längst gesetzt und undiskutabel: Gigabit für alle, leistungsstarkes W-LAN in allen Klassenräumen, „Bring your own device“ (BYOD) und Cloudtechnologie.
  • Städte, Landkreise oder Kommunen sind aufgefordert digitale Gesamtlösungen für ihre Region aufzustellen. Es darf zu keinen „Insel-Lösungen“ kommen. Ziel ist die Schaffung einer digitalen Infrastruktur, die von verschiedenen Schulen bei Wahrung der Anforderungen des Datenschutzes genutzt werden können (Nutzung gemeinsamer Datenspeicher, interner Netzwerke, pädagogischer Plattformen).
  • Die technische Betreuung der schulischen IT-Systeme muss in die Hand von Profis. Hier sind regionale IT-Unternehmen gefordert. Lehrkräfte sind Pädagogen und keine IT-Experten.
  • Digitale Fort- und Weiterbildungsformate für Lehrkräfte sind zentraler Baustein der Digitalisierung und müssen deutlich ausgebaut werden, denn mit Technik allein ist eine Digitalisierung nicht zu bestreiten.
  • Die Expertise der Wirtschaft vor Ort ist bei der weiteren Digitalisierung notwendig.
Schulstart in der Krise erfordert Sicherheit

Schulstart in der Krise erfordert Sicherheit

VLWN fordert klare Mindeststandards für den Gesundheitsschutz und kritisiert den „Frühstart“

Die zwingend notwendigen hygienischen Standards, um eine sichere Wiedereröffnung der berufsbildenden Schulen zu gewährleisten, wollen die Kultusminister erst am 29. April bundesweit einheitlich festzurren. Doch bereits am 27. April soll der Schulbetrieb in Niedersachsen zumindest in den Abschlussklassen, die vor ihren Prüfungen stehen, starten. „Das ist kritisch. Der Wiedereinstieg in den Schulalltag ist an Mindestanforderungen gekoppelt. Die Risikogruppen müssen klar definiert sein. Der Mindestabstand in den Klassenräumen muss gewährleistet sein. Die hygienischen Bedingungen müssen dem Infektionsschutzgesetz genügen. Der Gesundheitsschutz muss für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen garantiert sein. Andernfalls kann der Unterricht an beruflichen Schulen auch in Teilen nicht starten“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Verbandes für Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN).

Dass Kultusminister Grant Hendrik Tonne jetzt vorprescht und ohne klar definierte Mindeststandards in Form eines Musterhygieneplans für die Herausforderungen der Coronakrise durchstarten will, empfindet Maiß, selbst Schulleiter der Multi-Media Berufsbildenden Schulen in Hannover, als problematisch. „Bevor der Präsenzunterricht starten kann, muss klar sein, ob und wie die Masken vorgeschrieben und dann auch verfügbar sind, wie die Versorgung mit Desinfektionsmitteln garantiert wird und wie die Schülerbeförderung nach dem Infektionsschutzgesetz erfolgen kann“, sagt Maiß und verweist dabei auf eine Besonderheit der beruflichen Bildung, deren Schülerinnen und Schüler aus einem weiten Einzugsgebiet kommen.

„Während in Gymnasien, Ober- oder Realschulen ca. 100 Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs ihre Abschlussprüfungen ablegen wollen und das unter verschärften hygienischen Vorgaben händelbar ist, sprechen wir bei den Berufsbildenden Schulen mit ihren unterschiedlichsten Schulformen unter einem Dach schnell von bis zu 800 Schülerinnen und Schülern, die in die Schulen strömen, um an Prüfungsvorbereitungskursen teilzunehmen und um ihre Prüfungen auch dort zu schreiben. Da hätten wir gerne verbindliche Vorgaben, wie die gesundheitliche Sicherheit für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden kann. Hier ist die Politik gefordert, unverzüglich zu handeln“, sagt Maiß.

Der verlässliche Gesundheitsschutz wirft viele Fragen bei den Berufsbildnern auf: sämtliche Einrichtungsgegenstände im Klassenraum – von Stühlen über Tische bis hin zu den Tastaturen der Computer – müssen nach jedem Personenwechsel desinfiziert werden, ebenso die Räume und sanitären Anlagen. Entsprechende Anpassungen der bestehenden Reinigungsverträge müssen getroffen werden. So müssen Reinigungszeiten massiv ausgeweitet werden. Die entsprechend geschulten Reinigungskräfte gibt es wahrscheinlich gar nicht.

Der Weg zur Schule ist hochproblematisch. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzt, erhöht tagtäglich aufs Neue sein Infektionsrisiko – und damit das seiner Mitmenschen. Tägliche Schnelltests vor dem Schulgebäude sind nicht realistisch und stehen auch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Der vorgeschriebene Eineinhalb-Meter-Sicherheitsabstand in Klassenräumen hat zur Folge, dass nur ein Drittel bis maximal die Hälfte einer Klasse gleichzeitig unterrichtet werden kann.

„Um faire Chancen für alle Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten, hieße das, dass der Unterricht im Zweischichtbetrieb zu organisieren sei, um die Schülerströme zu entzerren. Allerdings ist die ÖPNV-Verfügbarkeit im ländlichen Raum sehr begrenzt. Das erschwert die Zu- und Abfahrt jenseits der Regelzeiten. Dafür müssen der gesamte Stundenplan umgebaut und die Unterrichtseinheiten in Distanz- und Präsenzeinheiten unterteilt werden. Das heißt auch, dass wir die Online-Units deutlich ausbauen. Und das alles in 14 Tagen umzusetzen ist ambitioniert“, sagt Maiß.

Die schleppende Digitalisierung der Schulen erwächst da zum Problem. „Wo ein Schüler-Endgerät fehlt, um online am Unterricht teilzunehmen, können die Schulen in der Regel schnell und unkompliziert Abhilfe schaffen und ein Leihgerät zur Verfügung stellen. Der fehlende Breitbandanschluss lässt sich hingegen nicht in den nächsten zwei Wochen verlegen“, sagt Maiß, der den Zickzack-Kurs der Landesregierung in den letzten Wochen kritisiert. Zu Beginn der Krise habe Minister Tonne mit Verweis auf die Chancengleichheit Fernunterricht untersagt. Dann gab es plötzlich die Ansage, auf freiwilliger Basis Schülerinnen und Schüler mit Lehrmaterialien versorgen zu dürfen. Die Benotung der Leistungen wurde ebenfalls mit Verweis auf die Chancengleichheit untersagt.

„Der Fahrplan des Ministeriums sieht jetzt vor, dass ab dem 22. April ein verbindliches Lernen im Homeschooling stattfinden soll. Das Material soll den Schülern per Mail, per Post oder übers Telefon zur Verfügung gestellt werden. Viele Lehrkräfte der beruflichen Schulen haben das bereits genauso in den letzten vier Wochen gehandhabt und diverse Kommunikationskanäle genutzt, um das Wissen ohne Masterplan und mit viel Engagement über die Distanz den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln“, sagt Maiß und garantiert: „Das bleibt auch so“. Entscheidend für den Start des Präsenzunterrichts sei, „dass die Schulleiterinnen und Schulleiter gegenüber den Schülern, den Lehrkräften, den Eltern und auch den Ausbildungsbetrieben mit gutem Gewissen zusichern können, dass Schule ein sicherer Ort ist. Andernfalls kann der Präsenzunterricht an berufsbildenden Schulen nicht stattfinden. Hier sind die Landespolitik, der Schulträger und die Gesundheitsämter gefordert, die nötigen Rahmenbedingen zu schaffen“, sagt Maiß.

+++Pressemitteilung vom 20.04.2020+++
Öffnung der Schulen: Politik muss Rahmen vorgeben

Öffnung der Schulen: Politik muss Rahmen vorgeben

BvLB fordert: In den nächsten 14 Tagen operative, strategische und hygienische Standards festzurren.

Verlängerung des Shutdowns: Der Bundesverband für Lehrkräfte der Berufsbildung e.V. (BvLB) begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, die Öffnung der Schulen erst einmal auf den 4. Mai zu verschieben. „Die gewonnene Zeit muss die Politik jetzt aktiv nutzen, um die nötigen Pflöcke einzuschlagen, die als Orientierung für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs zwingend erforderlich sind. Bevor der Präsenzunterricht starten kann, muss klar sein, wie die Verteilung von Mundmasken gewährleistet werden kann, wie die Versorgung mit Desinfektionsmitteln garantiert wird und wie die Schülerbeförderung nach dem Infektionsschutzgesetz erfolgen
kann. Parallel dazu müssen die Risikogruppen klar definiert sein. Hier ist die Politik gefordert, den Rahmen
vorzugeben. Denn höchste Priorität hat nach wie vor der Gesundheitsschutz von Lehrkräften und Schülern der
beruflichen Bildung“, sagen Joachim Maiß und Eigen Straubinger, BvLB-Vorsitzende.
Daneben müssen die Kultusminister der Länder die operativen, strategischen und hygienischen Standards
definieren, die Basis für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs sind und bundesweit einheitlich sein müssen.
„Berufsschulen können sich räumlich nicht ausdehnen. Es gibt eine feste Anzahl an Klassenräumen, die bei dem
vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von zwei Metern bestenfalls der Hälfte aller Schülerinnen und Schüler Platz
bietet. Hier sind praktikable Lösungen gefordert, wie die anderen 50 Prozent unterrichtet werden sollen, um die
nötige Chancengleichheit für alle zu gewährleiten“, sagt Maiß.
Elementar ist auch, wie täglich aufs Neue 2,4 Millionen Schülerinnen und Schüler an den berufsbildenden Schulen
vor Betreten des Gebäudes auf das Virus getestet werden können. „Reicht Fiebermessen oder müssen
Schnelltests her oder gar eine Trekking-App? Und wie soll des Prozedere im Alltag ablaufen, wenn 1000 Schüler
gleichzeitig Richtung Schule strömen. Hier muss die Politik ganz klare Regeln vorgeben und die notwendigen
personellen Kapazitäten bereitstellen. Andernfalls kann der Unterricht an berufsbildenden Schulen auch nach
dem 3. Mai nicht starten“, sagt Straubinger.
Noch ein Problem ist, dass die Unterrichtsversorgung schon vor der Corona-Krise an den beruflichen Schulen bei
durchschnittlich 90 Prozent lag und tausende Lehrkräfte fehlten – und weiterhin fehlen. „Das Delta wächst in der
Krise deutlich, weil zahlreiche Lehrkräfte allein schon durch ihr Alter zu einer Risikozielgruppe zählen und somit
auf längere Zeit ausfallen. Berufsschullehrer lassen sich nicht beliebig aus dem Hut zaubern. Auch hier ist die
Politik gefordert, den Rahmen vorzugeben, wie unter diesen Vorzeichen Unterricht funktionieren soll“, sagt Straubinger.
Die Berufsbildner haben seit dem Shutdown alle Kommunikationskanäle genutzt, um ein verlässliches Angebot
an Fernunterricht zur Verfügung zu stellen – und sind dabei vor allem im Digitalen an technische Grenzen
gestoßen. Für den BvLB sind Gigabit für alle, „Bring your own device“ (BYOD) und Cloudtechnologie gesetzte
Standards bei der Digitalisierung des schulischen Alltags, über die man eigentlich nicht mehr reden muss. „In der Praxis sieht das leider anders aus. Gerade beim Breitbandausbau ist Deutschland ein Entwicklungsland.
Videokonferenzen oder Interaktion mit Schülern waren in den letzten Wochen – wenn überhaupt – nur mit Pressemeldung 2
eingeschränkter Ton- und Bildqualität möglich. Um einen digitalen Fernunterricht als Ergänzung zum Präsenzunterricht verlässlich anbieten zu können, muss die Politik einerseits in die nötige Infrastruktur investieren und zeitgleich die notwendigen Instrumente schaffen, um die verbindliche Medienkompetenz-Vermittlung, den Aufbau von Kompetenzzentren für die Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung und die
Weiterentwicklung von Cloud-Lösungen voranzutreiben“, sagt Maiß und betont: „Ein Regelschulbetrieb wie vor der Krise, bei dem alle Schülerinnen und Schüler zeitgleich unterrichtet werden, wird im Grunde erst möglich sein, wenn ein Impfstoff gegen das Virus zur Verfügung steht. Bis dahin wird ein Teil der Wissensvermittlung durch Fernunterricht stattfinden – idealerweise digital.“

Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland
über 39.000 Lehrerinnen und Lehrer.

Theorie vs. Praxis: Schulöffnungen in der Krise?

Theorie vs. Praxis: Schulöffnungen in der Krise?

Leopoldina-Empfehlung: BvLB fordert klare Mindeststandards für den Gesundheitsschutz

+++ Pressemitteilung des BvLB vom 14.04.2020 +++

Der von der Leopoldina skizzierte Fahrplan für ein „sicheres Hochfahren“ sieht im ersten Step die schrittweise Wiedereröffnung der Schulen vor. Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) begrüßt die Empfehlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften grundsätzlich. „Allerdings muss der Wiedereinstieg in den beruflichen Schulalltag an Mindestanforderungen gekoppelt werden, die bundesweit einheitlich klar definiert sein müssen. Höchste Priorität hat der Gesundheitsschutz von Lehrkräften und Schülern. Daneben müssen die Risikogruppen klar benannt werden und die notwendigen hygienischen Bedingungen müssen dem Infektionsschutzgesetz genügen. Andernfalls kann der Unterricht an beruflichen Schulen nicht starten“, sagen Joachim Maiß und Eugen Straubinger, BvLB-Bundesvorsitzende, übereinstimmend.
Die logische Verkettung „Bildungseinrichtungen zuerst öffnen, damit eine gewisse Normalität im Gesellschafts- und Wirtschaftsleben Einzug halten kann“ sei schon zielführend, „nur klaffen da zwischen Theorie und Praxis gleich zahlreiche Lücken“, sagt Maiß. Der Weg zur Schule ist hochproblematisch. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzt, erhöht tagtäglich aufs Neue sein Infektionsrisiko und damit das seiner Mitmenschen. Tägliche Schnelltests vor dem Schulgebäude sind nicht realistisch und stehen auch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Der vorgeschriebene Zwei-Meter-Sicherheitsabstand in Klassenräumen hätte zur Folge, dass nur ein Drittel bis maximal die Hälfte einer Klasse gleichzeitig unterrichtet werden können.
„Um faire Chancen für alle Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten, hieße das: die Lehrkräfte müssten im Zwei- beziehungsweise Dreischichtbetrieb unterrichten. Was im Bildungsalltag unrealistisch ist“, sagt Straubinger und betont: „In der beruflichen Bildung ist in den Bundesländern mal an festgelegten Wochentagen Unterricht oder aber Blockunterricht gängiger Standard. Die übrige Zeit der dualen Ausbildung findet in den Betrieben statt. Da ist zeitlich kein Spielraum, um Unterrichtseinheiten zu strecken oder zu verlegen.“
Und weiter: Ein Mundschutz für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler ist ebenso zwingender Bestandteil wie eine ausreichende Anzahl von Desinfektionsspendern im gesamten Schulgebäude. Die Frage der Verfügbarkeit treibt bereits das gesamte Gesundheitswesen um, beides ist Mangelware. Die sanitären Einrichtungen müssen neben der täglichen Grundreinigung mehrfach am Tag gesäubert und desinfiziert werden. Dafür müssen die Verträge mit den Reinigungsunternehmen ausgedehnt werden. Daneben müssen Einmal-Handtuchspender installiert und die Papierkörbe im Stundentakt geleert werden. Sämtliche Einrichtungsgegenstände – von Stühlen über Tische bis hin zu den Tastaturen der Computer – müssen nach jeder Unterrichtsstunde desinfiziert werden.
„Das ist nur ein Teil des Alltäglichen, der mitgedacht werden muss. Und hier brauchen wir bundesweit einheitliche Mindestanforderungen, ohne die der Schulalltag nicht funktionieren kann“, sagt Maiß. Und Straubinger ergänzt: „Die Koordination all dessen braucht eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Wochen. Alles andere wäre grob fahrlässig und kann von den Berufsbildern nicht mitgetragen werden.“

Für die berufliche Bildung ist die vorgeschlagene Roadmap der Leopoldina, die viel Richtiges benennt, aber Vorschläge zur praktischen Umsetzung gerade im Bildungswesen vermissen lässt, noch an anderer Stelle problematisch. „Mit den Grundschulen und der Sekundarstufe I zu starten, löst nicht das viel dringendere Problem, wie und wann die Abschlussprüfungen geschrieben werden sollen. Dafür sind 60 Prüfungstage angesetzt. Das betrifft bundesweit rund 500 000 Schülerinnen und Schüler der rund 2,4 Millionen BBS-Schüler.
In einigen Bundesländern ist der Zeitkorridor mit Blick auf den Ferienkalender schon jetzt sehr ambitioniert.
Deshalb müssen zuallererst die Abschlussklassen und Abiturienten wieder den regulären Präsenzunterricht aufnehmen“, fordern Maiß und Straubiger gemeinsam.
———————————————————————————–
Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland
über 39.000 Lehrerinnen und Lehrer.

www.bvlb.de 

Sicheres Hochfahren des Schulbetriebs unterliegt Mindestanforderungen

Sicheres Hochfahren des Schulbetriebs unterliegt Mindestanforderungen

BvLB-Appell an die Kultusminister: Risikogruppen klar definieren und Gesundheitsschutz gewährleisten

+++Pressemeldung BvLB+++ 8. April 2020 +++

Der Druck auf dem Kessel ist groß. Nach jetzigem Stand der Dinge sollen auch die beruflichen Schulen nach dem 20. April wieder öffnen und bundesweit mit dem gewohnten Präsenzunterricht starten. Ob tatsächlich die Normalität Einzug hält, halten selbst die Kultusminister für unwahrscheinlich und entwickeln entsprechende Szenarien. „Was auch immer die Kultusminister nach Ostern entscheiden, der Wiedereinstieg in den Schulalltag ist an Mindestanforderungen gekoppelt. Die Risikogruppen müssen klar definiert sein. Der Mindestabstand in den Klassenräumen muss gewährleistet sein. Die hygienischen Bedingungen müssen dem Infektionsschutzgesetz genügen. Und der Gesundheitsschutz muss für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gleichermaßen garantiert sein. Andernfalls kann der Unterricht an beruflichen Schulen nicht starten“, sagen Joachim Maiß und Eugen Straubinger, Vorsitzende des Bundesverbandes für Lehrkräfte der Berufsbildung e.V. (BvLB).

Fakt ist: Wenn die Politik entscheidet, wann und wie auch immer die Schulen – auch mit Blick auf Abschlussprüfungen – wieder zu öffnen sind, wird mit dem dann gesetzten Datum, die Verantwortung für die praktische Umsetzung auf die Schulleitungen delegiert. „Im Regelfall ist diese Vorgehensweise ja auch gut und richtig. Nur in der Krise kann die Schulleitung diese Verantwortung gar nicht übernehmen, ohne glasklare Vorgaben rund um den Gesundheitsschutz zu haben“, sagt Maiß. Dazu zählt auch, dass Desinfektionsspray und mögliche Atemschutzmasken, über deren verpflichtendes Tragen zunehmend in der Fachwelt diskutiert wird, in ausreichendem Maße vorhanden sind. „Wenn beispielsweise kontaktlose automatische Türöffnungssysteme gefordert sein sollten, muss vor der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts der Einbau garantiert sein. All das muss mit bedacht werden“, sagt Straubinger.
Daher appelliert der BvLB an die Kultusminister, nicht nur ein Datum zu benennen, sondern bundesweit für einheitliche Mindeststandards zu sorgen. „Alles andere wäre grob fahrlässig und kann von den Berufsbildnern nicht mitgetragen werden“, sagen Maiß und Straubiger unisono.

Titelbild Quelle: Pixabay
– – –
Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland über 39.000 Lehrerinnen und Lehrer.