Stichtag 1. Mai: Impfangebot an alle Schulbeschäftigte

Stichtag 1. Mai: Impfangebot an alle Schulbeschäftigte

VLWN und BLVN begrüßen die Entscheidung des Landes hin zu mehr Präsenzunterricht!

In einer konzertierten Aktion haben alle niedersächsischen Lehrerverbände bei einer Videoschalte Mitte April eindringlich an Kultusminister Grant Hendrik Tonne appelliert, allen Beschäftigten sämtlicher Schulformen ein Impfangebot zum Schutz gegen das Corona-Virus zu unterbreiten, um den gewünschten wie geforderten Präsenzunterricht in Teilen wieder anbieten zu können.
Die Politik hat genau hingehört und im wohlwollend-weitsichtigen Sinne reagiert: Ab dem 1. Mai will das Land Niedersachsen allen Lehrkräften und Mitarbeiter:innen in allen Schulen ein Impfangebot unterbreiten.

Um die vollständige Positionierung zu lesen, klicken Sie bitte HIER!

Schüler-Selbsttests in Schulen , so nicht! Schutz von Schülern und Lehrkräften nicht ausreichend

Schüler-Selbsttests in Schulen , so nicht! Schutz von Schülern und Lehrkräften nicht ausreichend

Nur schnelles Durchimpfen gewährleistet sicheren Präsenzunterricht

Die Bildungsverbände im Niedersächsischen Beamtenbund und Tarifunion (NBB), der Philologenverband Niedersachsen (PHVN), Verband Bildung und Erziehung (VBE), Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR) und die Berufsschullehrerverbände in Niedersachsen (BLVN, VLWN) begrüßen ausdrücklich, dass das Land Niedersachsen endlich Schnelltests für die Schulen bereitstellen will, befürchten aber, dass durch die geplante Selbsttest-Strategie auf die Schulen viele Probleme und erhebliche Mehrbelastungen zukommen.

Das Konzept “Corona-Selbst- bzw. Laientests für Personal sowie Schülerinnen und Schüler in Schulen” lehnen die Bildungsverbände daher in der vorgesehenen Form ab. Es darf keine Schüler-Selbsttests in der Verantwortung der Lehrkräfte geben. Die Organisation sowie Anleitung und Durchführung weitgehend an die Schulen zu delegieren ist nicht akzeptabel. Hier rollt auf die ohnehin schon durch die Corona-Auflagen überbeanspruchten Kolleginnen und Kollegen eine weitere Mammutaufgabe ohne Aussicht auf Unterstützung zu. Dies ist unzumutbar und nicht mehr zu leisten.
Das Kultusministerium muss dringend nachsteuern.

Die Bildungsverbände im NBB fordern zur sicheren und verlässlichen Durchführung der Selbsttests den Einsatz von externem Personal im Sinne von professionell vorbereiteten und geschulten Testteams. Der notwendige Gesundheitsschutz für Schulbedienstete sowie Schülerinnen und Schüler ist nur zu gewährleisten, wenn diese Tests vor Beginn des Unterrichts durchgeführt und die Ergebnisse vorliegen. Damit wird auch verhindert, dass es nicht durch positiv getestete Personen in Schulräumen zu Infektionsausbreitungen kommen kann.

Dieses Vorgehen wird auch von Gesundheitsämtern gefordert, weil nur so eine sichere und kurzfristig zu leistende Nachverfolgung von Infektionen möglich ist.
Eine Übertragung der Verantwortung auf die Lehrkräfte für die Anleitung, Durchführung und Auswertung der Schnelltest in den Klassenräumen ist nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern auch im Hinblick auf den Infektionsschutz höchst fahrlässig. In den Testzentren herrschen höchste Sicherheitsstandards zur Vorbeugung von Infektionen mit dem Corona-Virus, die in den Schulen völlig unrealistisch sind. Die mehrseitige Information zur Anwendung der Selbsttests, beginnend mit dem virusträchtigen “Schnäuzen” vor der Probeentnahme und zahlreichen Warnhinweisen vor möglichen fehlerhaften Anwendungsschritten oder Verletzungsgefahren, macht deutlich, wie ungeschützt sich Lehrkräfte hier Infektions- und Haftungsrisiken aussetzen müssen. Die Vorstellung des Kultusministeriums, dass Lehrkräfte “nur” die Testanleitung beaufsichtigen sollen, ist angesichts der komplizierten Anwendungsverfahren gerade bei jüngeren Schülerinnen und Schülern unrealistisch.

Es mangelt an ausreichendem Schutz für Schülerinnen und Schülern und schulischem Personal und es kommt zu fragwürdigen Organisationsentscheidungen in Schulen: So sollen positiv Getestete auch durch den Schulsanitätsdienst beaufsichtigt und begleitet werden, wobei dann ausdrücklich Schutzkleidung zu tragen sei.

Da derzeit keine Aussicht auf eine flächendeckende Impfung besteht, kommt möglichst verbindlichen Schnelltests (sofern rechtlich möglich) eine wichtige Bedeutung zu. Bis zu dieser Klärung muss für eine hohe Akzeptanz freiwilliger Selbsttests geworben werden. Deshalb ist die Einbeziehung der Erziehungsberechtigten für eine erfolgreiche Testkampagne mit Selbsttestangeboten vor dem Schulbesuch unerlässlich.

Im Übrigen sind datenschutzrechtliche Fragen hinsichtlich der Offenlegung von Gesundheitsdaten im Sinne des Persönlichkeitsschutzes noch ungeklärt ‒ etwa wenn beim Gruppentest in der Klasse Schülerinnen oder Schüler als positiv geoutet werden. Allein diese rechtlich brisante Frage könnte das Testkonzept schon zum Scheitern bringen.

Zudem müssen Selbsttests mehrmals wöchentlich erfolgen, ansonsten gaukeln sie eine trügerische Scheinsicherheit vor. Doch egal, ob Selbsttests ein- oder mehrmals wöchentlich stattfinden ‒ sie sind nur eine Momentaufnahme und werden zur Eindämmung des Infektionsgeschehens nur wenig beitragen können. Wer die Pandemie besiegen will, muss das Impfen in den Mittelpunkt aller Bemühungen
stellen.

Die im NBB organisierten Bildungsverbände appellieren daher mit Nachdruck an die Politik endlich alle verfügbaren Impfvorräte freizugeben und sofort ein Impfangebot für alle Schulbediensteten aller Schulformen bereitzustellen. Nur dann haben Schulen eine Chance in absehbarer Zeit wieder in den Normalbetrieb zurückkehren zu können.

Ein Pressebericht der Verbände vom 25.03.2021

Testen – testen – testen – und dann?

Testen – testen – testen – und dann?

VLWN: Sicherer Präsenzunterricht ohne Testkonzept und Impfungen nicht möglich.

Die dritte Welle ist längst da. Die Inzidenzwerte explodieren. “Dass die Politik nach über einem Jahr Corona noch immer konzeptionslos durch die Pandemie eiert, widersprüchliche Entscheidungen fällt, fast tagtäglich einen neuen Haken auf dem Schlingerkurs schlägt, der Dienstherr seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommt und wieder und wieder die eigene Verantwortung auf dem Rücken der Lehrkräfte ablädt, ist leider ein Armutszeugnis,” sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN), mit Blick auf die gestrigen Entscheidungen des Bund-Ländertreffens der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsident*innen, und betont: „Die Belastungsgrenze der Lehrkräfte ist längst überschritten.“

Anders als andere Bundesländer verfügt Niedersachsen über einen Stufenplan, der in A-B-C-Staffelungen gegliedert ist und bei einem Inzidenzwert von 100 die Schließungen der Schulen und Distanzunterricht vorsieht. „Es wäre wünschenswert, wenn die Politik sich flächendeckend daran hält und dies konsequent umsetzt. Schließlich hat Kultusminister Tonne damit ein Instrument vorgelegt, das wirkt und hinter dem die Kolleginnen und Kollegen stehen können“, sagt Maiß.

Erwiesenermaßen grassiert das mutierte Virus unter jungen Menschen deutlich stärker. Schwerste Verläufe nehmen auch in dieser Altersgruppe sprunghaft zu. Einen zugelassenen Impfstoff für Kinder und Jugendliche gibt es nicht. Lehrkräfte werden flächendeckend noch nicht priorisiert geimpft. Schnelltests, wenn sie denn überhaupt verfügbar sind, gaukeln eine trügerische Sicherheit vor, solange sie nicht vom medizinischen Fachpersonal durchgeführt werden. Und nur zweimal die Woche testen bringt kaum mehr Sicherheit, weil ein Test immer nur eine Momentaufnahme ist und schon nach der Fahrt im vollen Schulbus hinfällig sein kann.

„Diese Summe an Unwägbarkeiten macht es schwer möglich, die berufsbildenden Schulen verstärkt für den Wechselunterricht zu öffnen, weil der Gesundheitsschutz nicht gewährleistet ist. Der teilweise Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht war schon angesichts stark steigender Inzidenzen der letzten Tage risikobelastet“, sagt Maiß und fordert: „Angesichts der Tatsache, dass in dem Instrumentenkoffer immer noch keine Luftfilter und genaugenommen nur noch die AHA-Regeln mit Stoßlüften enthält, ist es für alle – Ausbildungsbetriebe, Auszubildende und Lehrkräfte – sicherer, im Distanzunterricht zu verbleiben bis die Teststrategie steht und das Impfen angelaufen ist.“ Ein sukzessiver und pädagogisch gesteuerter Wechsel vom Szenarien C in Richtung A ist dann von Seiten der Lehrkräfte vertretbar und sogar gewünscht.

„Denn wir können Distanzunterricht, aber in Präsenz sind wir noch besser!“, betont Maiß und fordert: „Herr Minister, bitte bleiben Sie konsequent bei 100, liefern Sie die Teststrategie und kämpfen Sie für die Impfung Ihrer Lehrkräfte und Mitarbeiter*innen in Ihren Schulen!“

Berufsbildende Schulen sind Teil des Infektionsgeschehens. Sie können auch zur Drehscheibe für die Virusverteilung werden. Genau deshalb müssen sie stärker als bisher in die Betrachtung im Kampf gegen das Virus mit einbezogen werden. Insbesondere in den berufsbildenden Schulen, die als duale Ausbildungspartner der Betriebe fungieren, ist die Gefahr, dass Schüler*innen das Virus von der Schule in die Unternehmen tragen und damit Betriebe aller Couleur lahmgelegt werden könnten, riesig“, sagt Maiß.

Dies gelte nochmal umso mehr für Lehrkräfte, die Schüler*innen in pflegerischen und sozialpädagogischen Berufsfeldern begleiten und wechselnd mal im Betrieb, mal in der Schule aktiv sind. „Ohne Impfung kann und darf hier kein Präsenzunterricht stattfinden“, sagt Maiß und betont: „Nur die Kombination aller möglichen Hygienemaßnahmen mit engmaschigem Testen durch medizinisch-geschultes Personal sowie priorisiertem Impfen minimiert die Gefahr der Infektionsübertragung. Die Berufsbilder haben bewiesen, dass guter Distanzunterricht funktioniert.“

 

 

Digitale Endgeräte für Lehrkräfte – ein Modell für alle?

Digitale Endgeräte für Lehrkräfte – ein Modell für alle?

VLWN fordert auch hier Differenzierung und liefert Handlungsempfehlungen.

Beim Schulstart nach den Winterferien holperte es gewaltig: Server brachen zusammen, Lernplattformen schmierten ab, die Internetverbindung riss vielerorts immer wieder ab und die versprochenen digitalen Endgeräte für Lehrkräfte lassen weiter auf sich warten. „So ist Unterricht auf Distanz in der beruflichen Bildung schlicht nicht möglich. Um zumindest perspektivisch Distanzphasen auf Präsenzniveau zu heben, ist noch eine hinlänglich bekannte Mängelliste abzuarbeiten, damit die Schulen technisch dazu in die Lage versetzt werden können. Wenn denn dann irgendwann einmal die digitalen Endgeräte kommen, stellt sich die Frage, ob die gewählten Laptops oder Tablets den fachlichen Bedürfnissen der beruflichen Schulen gerecht werden. Wir brauchen passgenaue Arbeitsgeräte und nicht ein und denselben Modelltyp für alle Lehrkräfte“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN).
Es gibt in Deutschland über 320 Ausbildungsberufe mit sehr unterschiedlichen technischen Anforderungen für den digitalen Unterricht. Mal ist ein IPad, mal ein Windows PC, mal ein Notebook, mal ein Mac, mal ein Convertible und häufig auch der Mix aus vielem die richtige Lösung. „Die Schaffung eines Schulstandards bindet über viele Jahre an eine Systemfamilie, mit allen Vor- und Nachteilen. Jede berufsbildende Schule ist aber anders aufgestellt. Jeder Bildungsgang hat andere Bedürfnisse und selbst jede Fachgruppe kennt unterschiedliche Anforderungen an das digitale Lehrgerät. Ein Gerät, das alle Wünsche erfüllt, ist daher illusorisch“, sagt Maiß. und verweist darauf, dass die Verwendung von mehr als einem Gerät in vielen Unterrichtssituationen sinnvoll ist. „Der stationäre Heim-PC, dazu ein iPad und/oder ein Notebook sind bei vielen BBS Lehrkräften bereits berufliche Realität. Die Arbeit über ein Lernmanagementsystem und/oder einer Kollaborationsplattform für den sinnvollen Distanzunterricht ist dann besser zu realisieren“, sagt Maiß.

Der VLWN fordert daher, dass die Geräte aus den Medienkonzepten der Schulen ermittelt werden und die Schulen Mindestanforderungen an die Geräte festlegen können. „Die Lehrkräfte wissen am besten, was sie brauchen. Hier sind die Schulträger gefordert, die definierten Bedarfe beim Gerätekauf zu berücksichtigen“, sagt Maiß und betont: „Es macht Sinn, an jeder Berufsbildenden Schule einen Pool mit unterschiedlichen digitalen Endgeräten aufzubauen, die bei Bedarf getauscht werden können. So kann ein atmendes Wechselsystem geschaffen werden, dass die Basis für bestmöglichen digitalen Unterricht ist. „Die Berufsbildenden Schulen entscheiden dann selbstständig über die Einführung eines Gerätemanagements für mobile Geräte“, so Maiß.
Um das schwelende Problem mit dem Datenschutz zu entschärfen, fordert der VLWN eine DSGVO-konforme dienstliche Cloud. „Alle Daten könnten dort sicher gespeichert werden. Die Speicherung personenbezogener Daten auf digitalen Endgeräten wäre damit überflüssig und die Thematik nicht länger auf die Lehrkräfte abgewälzt“, sagt Maiß. Um einen verlässlichen Service und Support gewährleisten zu können, brauchen berufliche Schulen medienpädagogische Beratung bei der Realisierung digitaler Medieninhalte und damit passgenaue Hilfe vor Ort. „Im Distanzunterricht brauchen die Berufsbildner tagtäglich rund um die Uhr (24/7) eine erreichbare Servicehotline mit fachkundigem Support. Das ist unumgänglich für professionellen Unterricht und in den meisten Betrieben selbstverständlich“, sagt Maiß.

Der vierte Baustein, um die Digitalisierung der beruflichen Schulen neben Hardware, Datensicherheit und Support auf ein tragfähiges Fundament zu stellen, ist die Ersatzbeschaffung und Aktualisierung. „Die Anschaffung der dienstlichen Endgeräte darf kein Strohfeuer bleiben, sondern muss zum Dauerbrand erwachsen. Lehrkräfte brauchen aktuelle Arbeitsmittel. Daher werden die digitalen Endgeräte permanent ersetzt und aktualisiert. Hierbei ist die gewöhnliche Nutzungsdauer von 36 bis 60 Monaten anzusetzen. Die Geräte sind gegen Verlust oder Beschädigung versichert und werden bei Bedarf von Techniker/innen administriert“, schließt Maiß den VLWN-Forderungskatalog, der als Handlungsempfehlung für Politik und Schulträger gedacht ist, und betont: „Wir stehen gerne mit unserer fachlichen Expertise als Gesprächspartner bereit, um die Digitalisierung der Schulen endlich voranzutreiben, nachhaltig aufzustellen – auch für die Zeit nach der Coronakrise.“

Berufliche Bildung braucht „Mutanfall“

Berufliche Bildung braucht „Mutanfall“

VLWN: Mit Bürokratieabbau und Pragmatismus Mängelliste in der Corona-Krise ausmerzen

Pressemitteilung
Hannover, 07.01.2021

Der Erkenntnisgewinn schafft Hoffnung: Schulen sind sehr wohl Infektionsherde – und werden es noch lange bleiben. Eine Tatsache, der sich jetzt auch die Kultusminister*innen bei der jüngsten KMK-Konferenz gestellt und das bisherige Mantra der „sicheren Schulen“ zum Neustart nach den Ferien gegen ein dreistufiges, inzidenzgekoppeltes Modell mit Wechsel- und Hybridunterricht getauscht haben. Präsenzunterricht um jeden Preis ist damit eine klare Absage erteilt worden. Die gestrige Entscheidung der Länderchef*innen, die Schulen flächendeckend bis zum 31. Januar geschlossen zu halten und den Präsenzunterricht auszusetzen, ist da nur konsequent.
„Das ist gut und richtig – auch wenn Präsenzunterricht höchste Priorität hat. Denn nur, wenn man Kontakte minimiert, Klassen halbiert, damit kleine Lerngruppen schafft, können auch in den beruflichen Schulen die AHA-Regeln eingehalten und das Infektionsgeschehen reduziert werden. Nur reicht das nicht“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer der Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN). Er fordert einen „Mutanfall“ der Politik auf allen Ebenen und betont: „Das Virus wird uns noch lange begleiten. Daher ist es notwendig, die differenzierten Modelle, die der Hybridunterricht bietet, nicht als Ausnahme abzunicken, sondern als Ergänzung zu verankern. Hybridunterricht erlaubt, den Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht wie mit einem Regler passgenau auf die jeweilige Situation feinzujustieren.“

Die Entscheidung von Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne, den Unterricht an den beruflichen Schulen bis Ende Januar grundsätzlich im Szenario C und damit in Distanz stattfinden zu lassen, begrüßt Maiß ausdrücklich. Und auch den eingeräumten Entscheidungsspielraum, kleine Lerngruppen, die im laufenden Schuljahr Abschlussprüfungen ablegen, bei Bedarf im Wechselunterricht zu beschulen, hält Maiß für eine weitsichtige Entscheidung, die perspektivisch Planungssicherheit bietet „Wenn ich von Mutanfall spreche, schließt das alle Bildungs-Beteiligten mit ein – auch die Schulleiter*innen, die diesen Freiraum nutzen sollten und auch die Abschlussklassen ausnahmslos in Distanz unterrichten, um das Infektionsrisiko zu minimieren.“ Keine Klassenarbeit sei so wichtig, als dass man dafür den Gesundheitsschutz aufs Spiel setzen müsse.

„Um den Gesundheitsschutz zu erhöhen, müssen Klassenräume mit Luftreinigern und Plexiglasscheiben zwischen jedem Sitzplatz ausgestattet werden. Digitale Endgeräte müssen angeschafft und mehr Lehrkräfte eingestellt werden. Statt bloßer Ankündigungen brauchen wir dafür einen Mutanfall, um schnell, unkonventionell und unbürokratisch mit Hands-on-Mentalität diese Mängelliste abzuarbeiten. Und wir brauchen langfristig, tragfähige Strategien, um Bildungsgerechtigkeit und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler nach bestmöglicher Ausbildung gewährleisten zu können. Denn nur so kommt die berufliche Bildung durch die Corona-Krise“, sagt Maiß.

Die Mängelliste, um die Schulen technisch in die Lage zu versetzen, die Distanzphasen auf Präsenzniveau zu heben, ist lang: „Die versprochenen Endgeräte für Lehrkräfte können nicht bestellt werden, weil überbordende Bürokratie das Ausgeben der bereitgestellten Gelder verhindert. Hier braucht es den Mut, Vorschriften zu ändern. Es braucht Mut, bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um die digitale Transformation mit Leben zu füllen und die berufliche Bildung zukunftssicher aufzustellen – auch wenn es Geld und Zeit kostet. Eine funktionsfähige Bildungscloud, leistungsstarke und für kollaboriertes Lernen geeignete Softwarelösungen, umsetzbare e-didaktische Unterrichtskonzepte und entsprechende Fortbildungsangebote sind die elementare Basis für zukunftsweisenden Unterricht – auch, um den Anforderungen der Betriebe als dualer Ausbildungspartner gerecht zu werden“, sagt Maiß.

Mut braucht es auch, um die Lehrkräfte endlich zu entlasten, um den Frust abzubauen, der sich in dem chronisch unterversorgten System mit eklatantem Lehrkräftemangel aufgestaut hat, die Motivation jedes einzelnen wieder zu steigern und so einen Kollaps der beruflichen Bildung abzuwenden. „In Folge der freien Ausbildungskapazitäten an den Universitäten sinkt die Zahl der originär ausgebildeten Berufsschullehrkräfte signifikant und dies vor dem Hintergrund einer sich verstärkenden Pensionierungswelle. Auch wenn alte KMK-Absprachen dagegenstehen, braucht es den Mut, den Zugang für Quereinsteiger auszuweiten und die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Denn ohne zusätzliche Lehrkräfte werden wir weder Corona noch die Zeit danach bewältigen“, sagt Maiß.