Schulstart in der Krise erfordert Sicherheit

Schulstart in der Krise erfordert Sicherheit

VLWN fordert klare Mindeststandards für den Gesundheitsschutz und kritisiert den „Frühstart“

Die zwingend notwendigen hygienischen Standards, um eine sichere Wiedereröffnung der berufsbildenden Schulen zu gewährleisten, wollen die Kultusminister erst am 29. April bundesweit einheitlich festzurren. Doch bereits am 27. April soll der Schulbetrieb in Niedersachsen zumindest in den Abschlussklassen, die vor ihren Prüfungen stehen, starten. „Das ist kritisch. Der Wiedereinstieg in den Schulalltag ist an Mindestanforderungen gekoppelt. Die Risikogruppen müssen klar definiert sein. Der Mindestabstand in den Klassenräumen muss gewährleistet sein. Die hygienischen Bedingungen müssen dem Infektionsschutzgesetz genügen. Der Gesundheitsschutz muss für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen garantiert sein. Andernfalls kann der Unterricht an beruflichen Schulen auch in Teilen nicht starten“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Verbandes für Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN).

Dass Kultusminister Grant Hendrik Tonne jetzt vorprescht und ohne klar definierte Mindeststandards in Form eines Musterhygieneplans für die Herausforderungen der Coronakrise durchstarten will, empfindet Maiß, selbst Schulleiter der Multi-Media Berufsbildenden Schulen in Hannover, als problematisch. „Bevor der Präsenzunterricht starten kann, muss klar sein, ob und wie die Masken vorgeschrieben und dann auch verfügbar sind, wie die Versorgung mit Desinfektionsmitteln garantiert wird und wie die Schülerbeförderung nach dem Infektionsschutzgesetz erfolgen kann“, sagt Maiß und verweist dabei auf eine Besonderheit der beruflichen Bildung, deren Schülerinnen und Schüler aus einem weiten Einzugsgebiet kommen.

„Während in Gymnasien, Ober- oder Realschulen ca. 100 Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs ihre Abschlussprüfungen ablegen wollen und das unter verschärften hygienischen Vorgaben händelbar ist, sprechen wir bei den Berufsbildenden Schulen mit ihren unterschiedlichsten Schulformen unter einem Dach schnell von bis zu 800 Schülerinnen und Schülern, die in die Schulen strömen, um an Prüfungsvorbereitungskursen teilzunehmen und um ihre Prüfungen auch dort zu schreiben. Da hätten wir gerne verbindliche Vorgaben, wie die gesundheitliche Sicherheit für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden kann. Hier ist die Politik gefordert, unverzüglich zu handeln“, sagt Maiß.

Der verlässliche Gesundheitsschutz wirft viele Fragen bei den Berufsbildnern auf: sämtliche Einrichtungsgegenstände im Klassenraum – von Stühlen über Tische bis hin zu den Tastaturen der Computer – müssen nach jedem Personenwechsel desinfiziert werden, ebenso die Räume und sanitären Anlagen. Entsprechende Anpassungen der bestehenden Reinigungsverträge müssen getroffen werden. So müssen Reinigungszeiten massiv ausgeweitet werden. Die entsprechend geschulten Reinigungskräfte gibt es wahrscheinlich gar nicht.

Der Weg zur Schule ist hochproblematisch. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzt, erhöht tagtäglich aufs Neue sein Infektionsrisiko – und damit das seiner Mitmenschen. Tägliche Schnelltests vor dem Schulgebäude sind nicht realistisch und stehen auch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Der vorgeschriebene Eineinhalb-Meter-Sicherheitsabstand in Klassenräumen hat zur Folge, dass nur ein Drittel bis maximal die Hälfte einer Klasse gleichzeitig unterrichtet werden kann.

„Um faire Chancen für alle Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten, hieße das, dass der Unterricht im Zweischichtbetrieb zu organisieren sei, um die Schülerströme zu entzerren. Allerdings ist die ÖPNV-Verfügbarkeit im ländlichen Raum sehr begrenzt. Das erschwert die Zu- und Abfahrt jenseits der Regelzeiten. Dafür müssen der gesamte Stundenplan umgebaut und die Unterrichtseinheiten in Distanz- und Präsenzeinheiten unterteilt werden. Das heißt auch, dass wir die Online-Units deutlich ausbauen. Und das alles in 14 Tagen umzusetzen ist ambitioniert“, sagt Maiß.

Die schleppende Digitalisierung der Schulen erwächst da zum Problem. „Wo ein Schüler-Endgerät fehlt, um online am Unterricht teilzunehmen, können die Schulen in der Regel schnell und unkompliziert Abhilfe schaffen und ein Leihgerät zur Verfügung stellen. Der fehlende Breitbandanschluss lässt sich hingegen nicht in den nächsten zwei Wochen verlegen“, sagt Maiß, der den Zickzack-Kurs der Landesregierung in den letzten Wochen kritisiert. Zu Beginn der Krise habe Minister Tonne mit Verweis auf die Chancengleichheit Fernunterricht untersagt. Dann gab es plötzlich die Ansage, auf freiwilliger Basis Schülerinnen und Schüler mit Lehrmaterialien versorgen zu dürfen. Die Benotung der Leistungen wurde ebenfalls mit Verweis auf die Chancengleichheit untersagt.

„Der Fahrplan des Ministeriums sieht jetzt vor, dass ab dem 22. April ein verbindliches Lernen im Homeschooling stattfinden soll. Das Material soll den Schülern per Mail, per Post oder übers Telefon zur Verfügung gestellt werden. Viele Lehrkräfte der beruflichen Schulen haben das bereits genauso in den letzten vier Wochen gehandhabt und diverse Kommunikationskanäle genutzt, um das Wissen ohne Masterplan und mit viel Engagement über die Distanz den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln“, sagt Maiß und garantiert: „Das bleibt auch so“. Entscheidend für den Start des Präsenzunterrichts sei, „dass die Schulleiterinnen und Schulleiter gegenüber den Schülern, den Lehrkräften, den Eltern und auch den Ausbildungsbetrieben mit gutem Gewissen zusichern können, dass Schule ein sicherer Ort ist. Andernfalls kann der Präsenzunterricht an berufsbildenden Schulen nicht stattfinden. Hier sind die Landespolitik, der Schulträger und die Gesundheitsämter gefordert, die nötigen Rahmenbedingen zu schaffen“, sagt Maiß.

+++Pressemitteilung vom 20.04.2020+++
Öffnung der Schulen: Politik muss Rahmen vorgeben

Öffnung der Schulen: Politik muss Rahmen vorgeben

BvLB fordert: In den nächsten 14 Tagen operative, strategische und hygienische Standards festzurren.

Verlängerung des Shutdowns: Der Bundesverband für Lehrkräfte der Berufsbildung e.V. (BvLB) begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, die Öffnung der Schulen erst einmal auf den 4. Mai zu verschieben. „Die gewonnene Zeit muss die Politik jetzt aktiv nutzen, um die nötigen Pflöcke einzuschlagen, die als Orientierung für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs zwingend erforderlich sind. Bevor der Präsenzunterricht starten kann, muss klar sein, wie die Verteilung von Mundmasken gewährleistet werden kann, wie die Versorgung mit Desinfektionsmitteln garantiert wird und wie die Schülerbeförderung nach dem Infektionsschutzgesetz erfolgen
kann. Parallel dazu müssen die Risikogruppen klar definiert sein. Hier ist die Politik gefordert, den Rahmen
vorzugeben. Denn höchste Priorität hat nach wie vor der Gesundheitsschutz von Lehrkräften und Schülern der
beruflichen Bildung“, sagen Joachim Maiß und Eigen Straubinger, BvLB-Vorsitzende.
Daneben müssen die Kultusminister der Länder die operativen, strategischen und hygienischen Standards
definieren, die Basis für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs sind und bundesweit einheitlich sein müssen.
„Berufsschulen können sich räumlich nicht ausdehnen. Es gibt eine feste Anzahl an Klassenräumen, die bei dem
vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von zwei Metern bestenfalls der Hälfte aller Schülerinnen und Schüler Platz
bietet. Hier sind praktikable Lösungen gefordert, wie die anderen 50 Prozent unterrichtet werden sollen, um die
nötige Chancengleichheit für alle zu gewährleiten“, sagt Maiß.
Elementar ist auch, wie täglich aufs Neue 2,4 Millionen Schülerinnen und Schüler an den berufsbildenden Schulen
vor Betreten des Gebäudes auf das Virus getestet werden können. „Reicht Fiebermessen oder müssen
Schnelltests her oder gar eine Trekking-App? Und wie soll des Prozedere im Alltag ablaufen, wenn 1000 Schüler
gleichzeitig Richtung Schule strömen. Hier muss die Politik ganz klare Regeln vorgeben und die notwendigen
personellen Kapazitäten bereitstellen. Andernfalls kann der Unterricht an berufsbildenden Schulen auch nach
dem 3. Mai nicht starten“, sagt Straubinger.
Noch ein Problem ist, dass die Unterrichtsversorgung schon vor der Corona-Krise an den beruflichen Schulen bei
durchschnittlich 90 Prozent lag und tausende Lehrkräfte fehlten – und weiterhin fehlen. „Das Delta wächst in der
Krise deutlich, weil zahlreiche Lehrkräfte allein schon durch ihr Alter zu einer Risikozielgruppe zählen und somit
auf längere Zeit ausfallen. Berufsschullehrer lassen sich nicht beliebig aus dem Hut zaubern. Auch hier ist die
Politik gefordert, den Rahmen vorzugeben, wie unter diesen Vorzeichen Unterricht funktionieren soll“, sagt Straubinger.
Die Berufsbildner haben seit dem Shutdown alle Kommunikationskanäle genutzt, um ein verlässliches Angebot
an Fernunterricht zur Verfügung zu stellen – und sind dabei vor allem im Digitalen an technische Grenzen
gestoßen. Für den BvLB sind Gigabit für alle, „Bring your own device“ (BYOD) und Cloudtechnologie gesetzte
Standards bei der Digitalisierung des schulischen Alltags, über die man eigentlich nicht mehr reden muss. „In der Praxis sieht das leider anders aus. Gerade beim Breitbandausbau ist Deutschland ein Entwicklungsland.
Videokonferenzen oder Interaktion mit Schülern waren in den letzten Wochen – wenn überhaupt – nur mit Pressemeldung 2
eingeschränkter Ton- und Bildqualität möglich. Um einen digitalen Fernunterricht als Ergänzung zum Präsenzunterricht verlässlich anbieten zu können, muss die Politik einerseits in die nötige Infrastruktur investieren und zeitgleich die notwendigen Instrumente schaffen, um die verbindliche Medienkompetenz-Vermittlung, den Aufbau von Kompetenzzentren für die Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung und die
Weiterentwicklung von Cloud-Lösungen voranzutreiben“, sagt Maiß und betont: „Ein Regelschulbetrieb wie vor der Krise, bei dem alle Schülerinnen und Schüler zeitgleich unterrichtet werden, wird im Grunde erst möglich sein, wenn ein Impfstoff gegen das Virus zur Verfügung steht. Bis dahin wird ein Teil der Wissensvermittlung durch Fernunterricht stattfinden – idealerweise digital.“

Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland
über 39.000 Lehrerinnen und Lehrer.

Theorie vs. Praxis: Schulöffnungen in der Krise?

Theorie vs. Praxis: Schulöffnungen in der Krise?

Leopoldina-Empfehlung: BvLB fordert klare Mindeststandards für den Gesundheitsschutz

+++ Pressemitteilung des BvLB vom 14.04.2020 +++

Der von der Leopoldina skizzierte Fahrplan für ein „sicheres Hochfahren“ sieht im ersten Step die schrittweise Wiedereröffnung der Schulen vor. Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) begrüßt die Empfehlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften grundsätzlich. „Allerdings muss der Wiedereinstieg in den beruflichen Schulalltag an Mindestanforderungen gekoppelt werden, die bundesweit einheitlich klar definiert sein müssen. Höchste Priorität hat der Gesundheitsschutz von Lehrkräften und Schülern. Daneben müssen die Risikogruppen klar benannt werden und die notwendigen hygienischen Bedingungen müssen dem Infektionsschutzgesetz genügen. Andernfalls kann der Unterricht an beruflichen Schulen nicht starten“, sagen Joachim Maiß und Eugen Straubinger, BvLB-Bundesvorsitzende, übereinstimmend.
Die logische Verkettung „Bildungseinrichtungen zuerst öffnen, damit eine gewisse Normalität im Gesellschafts- und Wirtschaftsleben Einzug halten kann“ sei schon zielführend, „nur klaffen da zwischen Theorie und Praxis gleich zahlreiche Lücken“, sagt Maiß. Der Weg zur Schule ist hochproblematisch. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzt, erhöht tagtäglich aufs Neue sein Infektionsrisiko und damit das seiner Mitmenschen. Tägliche Schnelltests vor dem Schulgebäude sind nicht realistisch und stehen auch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Der vorgeschriebene Zwei-Meter-Sicherheitsabstand in Klassenräumen hätte zur Folge, dass nur ein Drittel bis maximal die Hälfte einer Klasse gleichzeitig unterrichtet werden können.
„Um faire Chancen für alle Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten, hieße das: die Lehrkräfte müssten im Zwei- beziehungsweise Dreischichtbetrieb unterrichten. Was im Bildungsalltag unrealistisch ist“, sagt Straubinger und betont: „In der beruflichen Bildung ist in den Bundesländern mal an festgelegten Wochentagen Unterricht oder aber Blockunterricht gängiger Standard. Die übrige Zeit der dualen Ausbildung findet in den Betrieben statt. Da ist zeitlich kein Spielraum, um Unterrichtseinheiten zu strecken oder zu verlegen.“
Und weiter: Ein Mundschutz für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler ist ebenso zwingender Bestandteil wie eine ausreichende Anzahl von Desinfektionsspendern im gesamten Schulgebäude. Die Frage der Verfügbarkeit treibt bereits das gesamte Gesundheitswesen um, beides ist Mangelware. Die sanitären Einrichtungen müssen neben der täglichen Grundreinigung mehrfach am Tag gesäubert und desinfiziert werden. Dafür müssen die Verträge mit den Reinigungsunternehmen ausgedehnt werden. Daneben müssen Einmal-Handtuchspender installiert und die Papierkörbe im Stundentakt geleert werden. Sämtliche Einrichtungsgegenstände – von Stühlen über Tische bis hin zu den Tastaturen der Computer – müssen nach jeder Unterrichtsstunde desinfiziert werden.
„Das ist nur ein Teil des Alltäglichen, der mitgedacht werden muss. Und hier brauchen wir bundesweit einheitliche Mindestanforderungen, ohne die der Schulalltag nicht funktionieren kann“, sagt Maiß. Und Straubinger ergänzt: „Die Koordination all dessen braucht eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Wochen. Alles andere wäre grob fahrlässig und kann von den Berufsbildern nicht mitgetragen werden.“

Für die berufliche Bildung ist die vorgeschlagene Roadmap der Leopoldina, die viel Richtiges benennt, aber Vorschläge zur praktischen Umsetzung gerade im Bildungswesen vermissen lässt, noch an anderer Stelle problematisch. „Mit den Grundschulen und der Sekundarstufe I zu starten, löst nicht das viel dringendere Problem, wie und wann die Abschlussprüfungen geschrieben werden sollen. Dafür sind 60 Prüfungstage angesetzt. Das betrifft bundesweit rund 500 000 Schülerinnen und Schüler der rund 2,4 Millionen BBS-Schüler.
In einigen Bundesländern ist der Zeitkorridor mit Blick auf den Ferienkalender schon jetzt sehr ambitioniert.
Deshalb müssen zuallererst die Abschlussklassen und Abiturienten wieder den regulären Präsenzunterricht aufnehmen“, fordern Maiß und Straubiger gemeinsam.
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Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland
über 39.000 Lehrerinnen und Lehrer.

www.bvlb.de 

Sicheres Hochfahren des Schulbetriebs unterliegt Mindestanforderungen

Sicheres Hochfahren des Schulbetriebs unterliegt Mindestanforderungen

BvLB-Appell an die Kultusminister: Risikogruppen klar definieren und Gesundheitsschutz gewährleisten

+++Pressemeldung BvLB+++ 8. April 2020 +++

Der Druck auf dem Kessel ist groß. Nach jetzigem Stand der Dinge sollen auch die beruflichen Schulen nach dem 20. April wieder öffnen und bundesweit mit dem gewohnten Präsenzunterricht starten. Ob tatsächlich die Normalität Einzug hält, halten selbst die Kultusminister für unwahrscheinlich und entwickeln entsprechende Szenarien. „Was auch immer die Kultusminister nach Ostern entscheiden, der Wiedereinstieg in den Schulalltag ist an Mindestanforderungen gekoppelt. Die Risikogruppen müssen klar definiert sein. Der Mindestabstand in den Klassenräumen muss gewährleistet sein. Die hygienischen Bedingungen müssen dem Infektionsschutzgesetz genügen. Und der Gesundheitsschutz muss für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gleichermaßen garantiert sein. Andernfalls kann der Unterricht an beruflichen Schulen nicht starten“, sagen Joachim Maiß und Eugen Straubinger, Vorsitzende des Bundesverbandes für Lehrkräfte der Berufsbildung e.V. (BvLB).

Fakt ist: Wenn die Politik entscheidet, wann und wie auch immer die Schulen – auch mit Blick auf Abschlussprüfungen – wieder zu öffnen sind, wird mit dem dann gesetzten Datum, die Verantwortung für die praktische Umsetzung auf die Schulleitungen delegiert. „Im Regelfall ist diese Vorgehensweise ja auch gut und richtig. Nur in der Krise kann die Schulleitung diese Verantwortung gar nicht übernehmen, ohne glasklare Vorgaben rund um den Gesundheitsschutz zu haben“, sagt Maiß. Dazu zählt auch, dass Desinfektionsspray und mögliche Atemschutzmasken, über deren verpflichtendes Tragen zunehmend in der Fachwelt diskutiert wird, in ausreichendem Maße vorhanden sind. „Wenn beispielsweise kontaktlose automatische Türöffnungssysteme gefordert sein sollten, muss vor der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts der Einbau garantiert sein. All das muss mit bedacht werden“, sagt Straubinger.
Daher appelliert der BvLB an die Kultusminister, nicht nur ein Datum zu benennen, sondern bundesweit für einheitliche Mindeststandards zu sorgen. „Alles andere wäre grob fahrlässig und kann von den Berufsbildnern nicht mitgetragen werden“, sagen Maiß und Straubiger unisono.

Titelbild Quelle: Pixabay
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Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland über 39.000 Lehrerinnen und Lehrer.

Corona-Dilemma der Kultusminister bei den Abschlüssen

Corona-Dilemma der Kultusminister bei den Abschlüssen

+++Pressemeldung des BvLB vom 01. April 2020+++

BvLB: Pädagogisches Fingerspitzengefühl gefordert/Berufsbildner bieten beratende Hilfe an

Die Halbwertszeit von bildungspolitischen Aussagen in der Corona-Krise ist erschreckend kurz. Erst
am letzten Mittwoch sprachen sich die Kultusminister der Länder für ein bundesweit einheitliches
Vorgehen aus und entschieden: Alle Abschlussprüfungen finden statt. Und nur drei Tage später
stellten die ersten Kultusminister das Votum schon wieder in Frage und wollen, wenn die
Schulschließungen länger dauern, gänzlich auf Prüfungen verzichten. Der Bundesverband der
Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) fordert eine bundesweit tragfähige und gerechte Lösung, um
die Chancengleichheit an den berufsbildenden Schulen für alle Schülerinnen und Schüler zu
gewährleisten. Die Berufsbildner bieten der Politik bei der Entscheidungsfindung daher als
Praktiker die notwendige beratende Unterstützung an, um so das pädagogische Fingerspitzengefühl mit
einfließen zu lassen und darüber eine breite Akzeptanz für ein wie auch immer geartetes Vorgehen zu
gewährleisten.

Fakt ist: Bundesweit findet bis zum 20. April kein Präsenzunterricht statt, bleiben die Schulen
geschlossen. Was danach kommt, kann zum jetzigen Zeitpunkt keiner vorhersagen. Insbesondere die mit
zu berücksichtigenden Sommerferien, die je nach Bundesland zwischen Juni und August beginnen,
beschränken den Handlungsrahmen in der föderalistisch ausgeprägten Bildungspolitik. „Niemand weiß,
wie lange die Corona-Krise den regulären Unterricht noch unmöglich macht. Aktuell kann die
Politik nur auf Sicht fahren. Natürlich ist das unbefriedigend, weil die gewohnte Verlässlichkeit
fehlt. Für die Lehrkräfte der berufsbildenden Schulen ist das ebenso belastend wie für Schülerinnen
und Schüler, Eltern und Ausbildungsbetriebe, die allesamt in Sorge sind, wie es weitergehen kann“,
sagen die beiden BvLB-Bundesvorsitzenden Joachim Maiß und Eugen Straubinger unisono.

In Hessen sind Teile der Abiturprüfungen an den berufsbildenden Schulen schon geschrieben worden.
„Damit ist ein bundesweit einheitliches Vorgehen, das wünschenswert gewesen wäre und die geforderte
Gerechtigkeit garantiert hätte, nicht mehr gegeben. Neben dem Abitur, das schnell als Blaupause
herangezogen wird, aber nicht Maß aller Dinge ist, gibt es noch eine ganze Phalanx an anderen
Prüfungen, allen voran die Berufsabschlussprüfungen der Kammern, die bei der Entscheidungsfindung
mit berücksichtigt werden müssen“, sagt Straubinger. Die Szenarien, die die Kultusminister
durchspielen, reichen von: „Nach Ostern wird der Schulbetrieb wieder aufgenommen“ über „die
Schulen bleiben bis zu den Sommerferien geschlossen“ bis hin zu „Prüfungen erfolgen im Notbetrieb“
und „Abschlüsse werden auf Basis der bisherigen Leistungen vergeben“.

„Ganz egal, für welche Lösung sich die Kultusminister in der Krisensituation entscheiden werden,
erklärtes Ziel muss sein, dass die Entscheidungen so gerecht wie eben möglich sind und das sie das
notwendige pädagogische Fingerspitzengefühl beinhalten, um darüber auch Akzeptanz bei allen
Beteiligten zu erfahren. Die Berufsbildner verfügen über die fachliche und sachliche, didaktische
wie pädagogische Kompetenz, um der Politik hier beratend zur Seite zu stehen, und sind es als
Praktiker gewohnt, pragmatische Lösungen zu finden. Wir sind bereit, die Kultusminister in ihrem
Corona-Dilemma bei der Entscheidungsfindung mit unserer Expertise zu unterstützen“, sagen Maiß
und Straubinger unisono.


Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland über
39.000 Lehrerinnen und Lehrer.

Digitales Lernen und Lehren in der Krise – so geht’s

Digitales Lernen und Lehren in der Krise – so geht’s

VLWN: Bildungsmedienverlage bieten kostenlose Materialien und Webinare/Microsoft hilft

++++Pressemitteilung v. 30.03.2020++++

Die verordneten Schulschließungen in Folge der Corona-Krise stellen Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler  vor Herausforderungen, denen die Berufsbildenden Schulen in Niedersachsen mit kreativen Lösungen für Fernunterricht begegnen. Die Berufsbilder bekommen dabei jetzt handfeste Unterstützung von den Bildungsmedienverlagen, die nun kostenlose Materialien und Webinare anbieten, um das digitale Lernen und Lehren praktikabel umzusetzen. Der Verband Bildungsmedien e.V. hat die Angebote in einer kommentierten Linkliste gebündelt, die unter www.bildungsmedien.de/service/digitales-lehren-und-lernen einsehbar ist. Die Linkliste wird fortlaufend aktualisiert.

Daneben bietet auch das Microsoft-Bildungsteam tatkräftige Hilfe an und ermöglicht Bildungseinrichtungen ohne geeignete technische Lösungen für Fernunterricht die kostenlose Nutzung von Micrrosoft Office365 A1.  Für eine sofortige Verfügbarkeit können Lehrkräfte nach dieser Anleitung einen vollwertigen Test-Account für sechs Monate einrichten. „Das pragmatische und kurzfristige Handeln unseren Bildungspartner hilft den Lehrkräften in der jetzigen Situation ungemein, um das Wissen zu den Schülerinnen und Schülern zu bringen, und beschleunigt die notwendige weitere Digitalisierung“, sagt Joachim Maiß,  Vorsitzender des Verbandes für Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN).

Viele Berufsschulen in Deutschland nutzen bereits die Kollaborationsplattform Office 365 und Microsoft Teams. Auf Basis dieser Plattform kann technisch problemlos und skalierbar Fernunterricht ermöglicht werden. „Wir haben in diesem Blogartikel Anleitungen und Hilfestellungen zusammengefasst, mit denen Lehrkräfte einfach und schnell Fernunterricht ermöglichen können. Darüber hinaus haben wir einen kurzen Schnellstart-Guide für Fernunterricht verfasst, der in kurzen Schritten alles Wichtige erklärt“, sagt Cornelia Schneider-Pungs, früher selbst Lehrerin, danach Beraterin des Landes Niedersachsen bei der Digitalisierungsstrategie und heute  Education Engagement Manager Germany at Microsoft. Als Referentin der BvLB-Berufsbildungskonferenz „Jenseits des Kabels“ in Berlin beleuchtete sie im November, wie die beruflichen Schulen ihre Schülerinnen und Schüler zu Bildungsgewinnern in einer globalisierten Arbeitswelt qualifizieren können.

Weitere Hilfestellungen bietet Microsoft am 30. März, 15 Uhr, in einer „Q&A-Videokonferenz. Interessierte können ohne Anmeldung über diesen Link teilnehmen: Hier können Sie an der Videokonferenz teilnehmen  Trainingsanfragen können an bildung@microsoft.com gerichtet werden.