Unterrichtsversorgung in der Krise: Wenn Leben retten wichtiger als Lernen ist

Unterrichtsversorgung in der Krise: Wenn Leben retten wichtiger als Lernen ist

+++Pressemitteilung des BvLB vom 20.03.2020+++

Unterrichtsversorgung in der Krise: Wenn Leben retten wichtiger als Lernen ist
BvLB: Praktikable Fernunterrichts-Lösungen und Freistellungen vom Unterricht

Die Berufsbildenden Schulen in Deutschland in der Corona-Krise nutzen alle nur erdenklichen
Kommunikationskanäle, um den Fernunterricht zu gewährleisten. Je nach Möglichkeit und
technischer Ausstattung werden Lernpakete per Post versandt, Schülerinnen und Schüler per Mail
versorgt oder der Unterricht auf Digitalplattformen verlegt. Fakt ist: Dank der Flexibilität der
Lehrkräfte und ihrem Verantwortungsbewusstsein findet der Unterricht verlässlich statt.
Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB) fordert die Betriebe daher auf, den
Auszubildenden die Berufsschultage als Lernzeiten freizuhalten und diese nicht mit betrieblichen
Aufgaben zu füllen. Allerdings: Ungewöhnliche Herausforderungen erfordern pragmatische
Lösungen. Die haben die Berufsbildner.
„Die bundesweit 125 000 Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer sind ganz nah dran an den
Praxispartnern, wissen um deren Bedürfnisse und agieren flexibel auf die Notsituation.
Auszubildende zu medizinischen Fachangestellten, die in der Corona-Krise dringend in den Betrieben
gebraucht werden, um die medizinische Versorgungslage sicherzustellen, sind aktuell vom Unterricht
freigestellt. Die Lehrkräfte stehen im regelmäßigen Dialog mit den Auszubildenden, unterstützen sie
fachlich wie mental und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite – und das jederzeit. Damit leisten die
Lehrkräfte Enormes in der Krise und darüber hinaus“, sagen die beiden BvLB-Bundesvorsitzenden
Joachim Maiß und Eugen Straubinger unisono.
Was für die medizinischen Fachangestellten gilt, lässt sich – bei Bedarf – auch auf Branchen aus dem
Lebensmittelhandel und Handwerk ausrollen. „Egal, wie sich die Gesamtlage weiterentwickelt: Die
Lehrkräfte finden praktikable Lösungen, um Wissen auch dann zu den Schülerinnen und Schülern zu
bringen, wenn die Aufrechterhaltung der Unterrichtsversorgung in der Corona-geprägten
Prioritätenliste hinten ansteht“, betonen Maiß und Straubinger.

Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland über 39.000
Lehrerinnen und Lehrer.

Erteilung von Unterricht untersagt!

Erteilung von Unterricht untersagt!

Sehr geehrte Damen und Herren,
nach aktueller Bewertung der durch das Corona-Virus bedingten Infektionslage durch die zuständigen Stellen in Niedersachsen wird ab Montag, den 16.03.2020 bis zum 18.04.2020 landesweit allen Schulen in Niedersachsen (d. h. alle allgemein bildenden und berufsbildenden öffentlichen Schulen und alle allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen in freier Trägerschaft einschließlich der Internate sowie Schulen für andere als ärztliche Heilberufe und ähnliche Berufsausbildungsstätten) die Erteilung von Unterricht untersagt.

Die Rundverfügung 4/2020 vom Niedersächsischen Kultusministerium finden Sie HIER!

Corona: didacta wird verschoben

Corona: didacta wird verschoben

VLWN bedauert Veranstaltungsverbot der Bildungsmesse und hofft auf Ausweichtermin.

Genfer Autosalon, Leipziger Buchmesse, Hannover Messe – die Liste der abgesagten Messen wird täglich länger. Jetzt hat es auch die didacta ereilt. In Folge der grassierenden Corona-Epidemie hat das zuständige Ordnungsamt Leinfelden-Echterdingen verfügt, dass die Bildungsmesse nicht wie geplant vom 24.-28. März 2020 stattfinden darf. Die Messe Stuttgart, der didacta Verband und der Verband der Bildungsmedien e.V. wollen die Messe als Veranstalter nicht gänzlich absagen, sondern planen eine Verschiebung. Ein neuer Termin wird nach Rücksprache mit den Austellern gesucht und frühestens in einer Woche bekannt gegeben.
Der VLWN bedauert die Entscheidung, teilt aber die Gefahrenbewertung der Behörden: Die Gesundheit geht vor. „Um Wege für die Bildung der Zukunft zu finden, wäre es wünschenswert, wenn möglichst zeitnah ein Ausweichtermin gefunden wird. Angesichts der Ferienzeiten und der Tatsache, dass die didacta 2021 in Hannover bereits für Februar terminiert ist, wird das nicht einfach sein“, sagt VLWN-Vorsitzender Joachim Maiß. Der VLWN war als Aussteller gesetzt und wollte in Foren mit Wissenschaft und Politik die Digitalisierung der beruflichen Bildung „Jenseits des Kabels“ vorantreiben.

Unterricht jenseits des Kabels – so geht‘s!

Unterricht jenseits des Kabels – so geht‘s!

VLWN-Berufsschultag: Gut 120 erproben Möglichkeiten der digitalen Transformation

Niedersachsen bekommt aus dem Digitalpakt rund 522 Millionen Euro, die über einen Verteilschlüssel an die Schulen weitergereicht werden. Das Geld ist zweckgebunden und darf nicht für Fortbildung ausgegeben werden. Die digitale Transformation schreitet rasant voran und erfordert völlig neue Lern- und Lehrformen. Damit die Lehrer ihre Zukunftsrolle auch einnehmen können, sind prozessorientierte Aus- und Weiterbildungen zwingend nötig. Nur fehlt den Schulen dafür das nötige Geld. Weshalb die Mittel aus dem Digitalpakt vermutlich in Hardware ließen, die niemand braucht. Was fehlt, sind Visionen, um Begeisterung für die Digitalisierung zu schüren. Der VLWN-Berufsschultag 2020 in den Räumen der MMBbS, in Hannover hat den eingeläuteten Wandel fokussiert, aufgezeigt, wo das Bildungswesen steht, und was zu tun ist. Gut 120 Lehrkräfte haben sich über Best-Practice-Beispiele informiert und schon mal erprobt, wie die Digitalisierung jenseits des Kabels gelingen kann

Das Grundproblem ist: 11000 Berufsbildner müssen eine Idee haben, was Digitalisierung in BBS bedeutet. Das ist mehr als Word und Excel aus dem Netz. Es fehlt der virale Aufschlag, die Lust auf diese digitale Entwicklung erzeugt. Genau hier hat der Berufsschultag angesetzt. Keynotespeaker Kurz Söser stimmte als Musterbeispiel für einen viral infizierten und infizierenden Lehrer mit seinem Vortrag „Bildungs(R)evolution = Bildungstransformation“ auf das Thema ein.

In der aktuellen Phase muss durch eine neue Art der Lernortkooperation die Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb forciert werden. Sowohl die digitalen Inhalte der beruflichen Medienkompetenz, wie auch zu beschaffende Hardware sollten unter Einbeziehung der Kompetenz der Betriebe erfolgen.
Fortbildung ist der Schlüssel. Eine konzertierte Aktion aus Landesfortbildung, Verbandsfortbildung aber auch Fortbildung in Verbindung mit den Kammern. Warum sollen überall Kapazitäten aufgebaut werden? Warum nicht Synergien?! Impulse dazu lieferte der VLWN-Berufschultag.

Unter vlwn.de/berufsschultag  finden Sie einen Überblick und Impressionen zum Berufsschultag 2020

 

Medienkompetenz fördert Sicherheit im Netz

Medienkompetenz fördert Sicherheit im Netz

Safer internet day: VLWN fordert bessere Medienbildung für erfolgreiche Digitalisierung

Um die Sicherheit im Internet und in sozialen Medien zu fördern, müssen Nutzer die Wirkweise digitale Medien kennen. Hier sind besonders die Schulen gefordert, um Kindern und Jugendlichen die notwenige Medienkompetenz zu vermitteln. Darauf zielt auch der heutige „safer internet day“ (SID) ab. Der Aktionstag soll für Chancen und Risiken der Internet-Nutzung sensibilisieren. „Um die medialen Inhalte der täglichen Informationsflut kritisch zu hinterfragen, richtig einschätzen zu können und nicht Opfer von Cybermobbing oder Fake News zu werden, muss Medienbildung zentraler Bestandteil des Unterrichts sein. Das gilt umso mehr im Zusammenhang mit der rasant voranschreitenden Digitalisierung des schulischen Alltags. Doch bisher ist Medienbildung kein Unterrichtsfach und entsprechende Fortbildungen für Lehrkräfte Mangelware“, sagt Joachim Maiß.

Der Vorsitzende des Landesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLWN) fordert die Politik auf, schnell prozessorientierte Fort- und Weiterbildungsangebote zu schaffen und Pädagoginnen und Pädagogen nicht länger in Regen stehen zu lassen. Das gilt über alle Schulformen hinweg, trifft aber insbesondere die Berufsbildner, die mit einem Schulsystem von gestern die Jugend von heute für die Arbeitswelt von morgen ausbilden sollen, ohne überhaupt zu wissen, wie genau sie aussieht, und dafür die digitale Transformation in Schule forcieren.

Wie sehr die Digitalisierung das Alltagsleben immer weiter verändern wird, kann niemand voraussagen. Fakt ist aber, dass sich die Arbeitswelten dramatisch verändern und dieser Prozess deutlich schneller vonstatten geht als bisher angenommen – auch im Schulalltag.  „Wir alle wissen viel zu wenig vom dem, was da im Netz abgeht. Gerade Lehrkräfte, die bei der Wissensvermittlung gesellschaftlich gefordert sind, benötigen deutlich mehr Wissensinput, um den Umgang mit digitalen Inhalten vermitteln zu können“, sagt Maiß.

Natürlich sollte Medienkompetenz so früh wie möglich in den Schulalltag implementiert werden, weil die Digitalisierung längst auch in Grundschulen oder gar Kindergärten angekommen ist. „Der Handlungsdruck ist hier enorm, damit die Gefahren des Internets nicht die Chancen negieren und in Folge dessen die notwendige Digitalisierung in den Schulen ausgebremst wird. Das wäre fatal“, sagt Maiß und betont: „Gerade die berufliche Bildung muss bei der Digitalisierung zum Taktgeber werden, um den Bedürfnissen der Arbeitswelt ebenso wie dem eigenem Bildungsauftrag gerecht zu werden.“

Seit 1999 ruft die Initiative der Europäischen Kommission auf der ganzen Welt dazu auf, den zweiten Dienstag im Februar zu nutzen, um den Safer Internet Day zu feiern. In diesem Jahr geht es um das Thema Influencer, im Detail heißt das: “Idole im Netz. Influencer & Meinungsmacht”. In Deutschland wird der Aktionstag seit 2004 von „klicksafe“ koordiniert. „klicksafe“ hat zum Ziel, die Online-Kompetenz der Menschen zu fördern und sie mit vielfältigen Angeboten beim kompetenten und kritischen Umgang mit dem Internet zu unterstützen.

 

__________Titelfoto: klicksafe/ Marcel Kusch__________

Der Kreativität einen Raum geben

Der Kreativität einen Raum geben

VLWN-Thinktank „Unterricht der Zukunft 2030“: Digitalisierung als Inhalt begreifen.

Wenn eine Vision zur Denksportaufgabe wird: „Die niedersächsischen Wirtschaftsschulen gelten 2025 als bundesweites Vorbild für Integration digitaler Inhalte in den Schulalltag“. Gut 20 Pädagoginnen und Pädagogen ließen beim VWLN-Workshop „Unterricht der Zukunft 2030“ eingefahrene Denkmuster hinter sich und beschritten in der experimentellen Umgebung des „Überwerks“ in Hannover kreatives Neuland. Prozessbegleiter des eintägigen Thinktanks war Sebastian Garn, der mit spielerischer Methodik dazu inspirierte, einfach loszulegen und kreative Freiräume auszuschöpfen. Mit dem Ziel, Zukunftsängste abzubauen und Digitalisierung als Inhalt zu begreifen. Ein spannender Prozess zum Nachlesen.


Bericht über den VLWN-Workshop Thinktank „Unterricht der Zukunft 2030“ am 07.02.2020

 „LEAVE TITLES AT THE DOOR – ENCOURAGE WILD IDEAS – BUILD ON THE IDEAS OF OTHERS –
TAKE FUN SERIOUSLY – DO! DON´T TALK – STAY FOCUSED“

Als wir den Raum von „überwegs“ in der Innenstadt von Hannover betraten, war allen Teilnehmern*innen klar: Dieser Tag wird keine typische Schulveranstaltung. Die Räume waren offen gestaltet und gleichzeitig für jede Situation gewappnet. Tische, Stühle, Sessel – alles war kinderleicht im Raum zu bewegen. Die Materialien erinnerten uns an Kinderzimmer, Theater und Experimente, ergänzt durch passende Fachliteratur. Unsere ersten Eindrücke bestätigten sich in der Kennenlernrunde: LEAVE TITLES AT THE DOOR! Jeder Teilnehmer stellte seinen Vornamen mit einer kurzen Geschichte vor. Die grundlegenden Regeln des Tages lauteten: Wir sind heute alle per Du! Gearbeitet wird nur bei Musik!

Nach der Aufteilung in zwei Gruppen erprobten wir unsere Baufähigkeiten mit Startersets von Lego und stiegen somit direkt in die Methode „Lego Serious Play“ ein. Bei gemeinsamen Erinnerungen an die Kindheit lernten wir uns und das heutige Arbeitsmaterial bei zwei Aufwärmübungen näher kennen.

Dann wurde es ernst! Unser Prozessbegleiter Sebastian verlieh uns folgenden Preis: „Die niedersächsischen Wirtschaftsschulen gelten 2025 als bundesweites Vorbild der Integration digitaler Angebote in den Schulalltag“. Wir befassten uns dazu mit folgenden Fragestellungen:

  • Welche „features“ machen die Schulen zum Vorbild?
  • Welche Kenntnisse und Fähigkeiten werden den Schülern*innen durch diese vorbildliche Schule vermittelt?
  • Welche Prioritäten setzen Lehrkräfte in diesem Umfeld?

ENCOURAGE WILD IDEAS! Schritt für Schritt erarbeiteten wir die einzelnen Fragestellungen und spielend leicht entstanden unsere individuellen Modelle. Lego diente dabei nicht nur als Baumaterial, sondern ermöglichte auch einen symbolhaften Einsatz. „Die Schildkröte? Die steht für Bürokratie.“ Dabei war „Spicken“ erwünscht, um den kreativen Prozess voranzutreiben – BUILD ON THE IDEAS OF OTHERS! Die Kernergebnisse trugen wir dann in jeder Gruppe in einem gemeinsamen Modell zusammen. Zur Sicherung und Erklärung fertigte jede Gruppe ein Video an, welches vorgestellt wurde.

In der Mittagspause stärkten wir uns mit veganen Snacks. Das Highlight war der gut gefüllte Kühlschrank mit Mate-Tee, Kräuter-Limonaden und Malzbier, die zum Ausprobieren einluden. Gestärkt dachten wir: TAKE FUN SERIOUSLY! Nachdem wir die Einflussfaktoren auf Schule mit dem Modell in Verbindung gebracht haben, spielten wir verschiedene Zukunftsszenarien anhand unserer Lego-Schule durch, um deren Anpassungsfähigkeit zu testen. Im Folgenden stellten wir uns diese Fragen – und fanden viele Antworten, hier also nur ein kleiner Einblick:

„Was KÖNNEN wir heute tun?“

Angebot der Mensa verbessern, Räume neu und flexibel ausstatten, selbstbewusstes Auftreten gegenüber der Politik, Freiräume zum Ausprobieren schaffen, Bürokratie abbauen, Pausengong abschaffen und somit die Rhythmisierung der Stunden ändern, Gesundheit und Wohlbefinden fördern, wertschätzenden Umgang vertiefen, …

„Was SOLLEN wir heute tun?“

Digitalisierung als Inhalt begreifen, digitale Konzepte entwickeln und überprüfen, fachspezifische Fortbildungen fordern und nutzen, Zukunftsängste abbauen, weitere Lernorte häufiger besuchen und Austausch aller Anspruchsgruppen fördern, Raumkonzepte entwickeln und umsetzen, Coaching-Prozesse auf allen Ebenen intensivieren, „Einfach machen!“ und eine digitale Spielwiese als Erprobungsraum erschaffen – DO! DON´T TALK! …

 Im Ergebnis formulierten wir komprimiert „Das Richtige“:

  • Motivierend dem Neuen öffnen und die Schüler mitnehmen
  • Wertschätzung leben
  • Digitalisierung als Inhalt begreifen
  • Benötigte Ressourcen klar formulieren und einfordern
  • Kooperation und Kommunikation zwischen Bildungsakteuren fördern

… und diese Aspekte mit Begeisterung nach außen tragen!

„Echt cool, was hier abgegangen ist!“ Mit diesem Satz startete die Reflexionsrunde mit unserem Begleiter Sebastian über die Methode „Lego Serious Play“. Insgesamt stellten wir fest, dass das Raumkonzept alle begeistert und die Methode neue Perspektiven auf die häufig thematisierte Digitalisierung ermöglicht hat. Wir erlebten so einen intensiven, persönlichen Austausch und schlossen unsere Runde mit dem Fazit: STAY FOCUSED und habt Spaß dabei!

Stefanie Jarosz, Julia Schwiegershausen, Linda Nauroth