VLWN: Meldeplattformen passen nicht zu unserem Demokratieverständnis

Die von der AfD in Baden-Württemberg freigeschalteten „Meldeplattformen für neutrale Bildung“ verurteilt der VLWN mit aller Deutlichkeit. „Wir empfinden es als in höchstem Maße verantwortungslos, Schülerinnen und Schüler zur Denunziation ihrer Lehrerinnen und Lehrer anzuhalten“, so der VLWN-Landesvorsitzende Joachim Maiß. Bespitzelungen gehören zu diktatorischen Regimen und haben in einer Demokratie keinen Platz. Die AfD offenbart mit ihrer Maßnahme ein gravierendes Defizit in puncto Demokratieverständnis.

Schule ist ein sensibler Raum. Unterricht kann nur gelingen, wenn ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden besteht. Dieses Vertrauen wird durch diese auf Denunziation ausgerichtete Meldeplattform massiv gestört – auf beiden Seiten. Auch öffnet die auf der Plattform erlaubte Anonymität der Meldungen Tür und Tor für „Generalabrechnungen“ mit einzelnen Lehrerinnen und Lehrern. Die Dynamik anonymer Hetze ist aus den sozialen Medien inzwischen hinlänglich bekannt.

Mit ihrer Denunziationsplattform will die AfD offenbar verhindern, Konflikte mit den Beteiligten direkt zu klären. Es gibt an den Schulen und in den Schulverwaltungen ausreichend Instrumente und Ansprechpartner für Kritik und Probleme jeglicher Art: von den Klassenlehrern über Vertrauenslehrer bis hin zu Schulsozialarbeitern und den Schulleitungen selbst. Die beruflichen Schulen verfügen außerdem über eine funktionierende Feedback-Kultur. Schüler-Lehrer-Feedback ist an allen beruflichen Schulen ein fester Bestandteil des Leitbildes.

Das mangelnde Demokratieverständnis der AfD spiegelt sich auch im Titel der Meldeplattformen wider. Der von der AfD gerne angeführte Beutelsbacher Konsens, die Grundlage der politischen Bildung seit den 1950er-Jahren, verwendet an keiner Stelle die Begriffe „neutral“ oder „Neutralität“. Lehrerinnen und Lehrer dürfen nicht „neutral“ sein, wenn es um Gefährdungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung geht. Dafür haben sie einen Eid auf die Verfassung geleistet.

Ziel des Beutelbacher Konsenses und damit des politischen Unterrichts ist die „Mündigkeit des Schülers“. Um dies zu erreichen, gilt erstens das “Überwältigungsverbot”, das heißt, die Schülerinnen und Schüler dürfen nicht durch Überrumpelung an der “Gewinnung eines selbständigen Urteils” gehindert werden. Dabei gilt zweitens: „Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.“ Das dritte Grundprinzip lautet: „Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne seiner Interessen zu beeinflussen.“

Es liegt somit auf der Hand, dass strittige Ansichten und Haltungen von Parteien Gegenstand des Schulunterrichts sein müssen. Wenn die AfD dies negiert, hat sie für den VLWN-Landesvorsitzenden Maiß „ganz offensichtlich ein Problem mit Pluralismus, einer offenen Diskussionskultur und demokratischen Konfliktlösungsstrategien“.

Das Kollegium der Handelslehranstalt sagt „Nein“!

Die Kolleginnen und Kollegen der Handelslehranstalt Hameln schließen sich den Forderungen der Lehrergewerkschaften an und wenden sich in einer gemeinsamen Fotoaktion gegen die Bildungspolitik der Landesregierung.

Die GEW hatte zur Demonstration in Hannover aufgerufen und alle Schulen des Landes um Unterstützung für ihre Forderungen gebeten. Die Lehrerinnen und Lehrer wollen gegen die aktuelle Bildungspolitik der Landesregierung demonstrieren, die dafür verantwortlich ist, dass

– viel zu viele Lehrerstellen fehlen – seit langem und absehbar

– viel zu viele Überstunden gemacht werden müssen – zu Lasten der Qualität

– wir reale Gehaltseinbußen hinnehmen müssen – bei zunehmenden Aufgaben

– ältere KuK nicht angemessen entlastet werden – zu Lasten der Gesundheit

– zu wenig Ressourcen für zu viele neue Herausforderungen bereitgestellt werden

– Grundschullehrkräfte zu schlecht bezahlt werden.

Die momentanen Bedingungen sind mit Sicherheit ein Grund dafür, dass sich junge Menschen nicht für unseren eigentlich doch sehr schönen Beruf entscheiden – und das ist gesellschaftlich eine Katastrophe! Zwar gibt es vor allem beim letzten Punkt Diskrepanzen zwischen KuK und den einzelnen Interessensvertretungen, aber alleLehrerinnen und Lehrer sind sich darüber einig, dass die Belastungen durch neue Aufgaben übermäßig zugenommen haben. Zu nennen sind hier vor allem die zunehmende Bürokratisierung- und Digitalisierung, die Kürzung von Anrechnungsstunden und die allgemeine Verknappung der zur Verfügung stehenden Ressourcen, der ständige Wandel der curricularen und didaktischen Ausrichtung und die Kürzung von Entlastungsstunden. Diese Belastung zeigt sich nachweislich in immer steigenden Ausfall- und Krankheitszeiten und widerspricht letztendlich dem von der Landesregierung verfolgtem Ziel der „Gesundheitsförderung und -erhaltung“ für Lehrerinnen und Lehrer!

Deswegen schließen wir uns als Kollegium den Forderungen an und hoffen darauf, dass bei zukünftigen politischen Entscheidungen eine nachhaltige Bildungspolitik im Interesse aller gestaltet wird. Für eine gute Perspektive in unserem Land, wo ein kluger, aufgeklärter, humanistischer, toleranter Geist mit hohem Bildungsniveau dumpfem Populismus und plakativen Parolen Einhalt gebietet!

 

Ute Klüver-Bruns

Personalratsvorsitzende der

Handelslehranstalt Hameln

Fusion der Bezirke Lüneburg und Stade – Bezirksversammlung am 04.09.2018

Fusion der Bezirke Lüneburg und Stade – Bezirksversammlung am 04.09.2018

Was lange währt … wird hoffentlich gut!

Die Bezirke Stade und Lüneburg haben am 04.09.2018 um 17:00 eine gemeinsame Bezirksversammlung in Lüneburg (Hotel Bergström) durchgeführt. Die wichtigsten Themen waren „Fusion der Bezirke“ und  „Neuwahl des Vorstandes“. Im Vorfeld wurde fristgerecht eingeladen und die Veranstaltung wurde von Silke Durben (stellvertretende Bezirksvorsitzende des Bezirks Stade) gewohnt professionell organisiert.

Zunächst begrüßte die Vorsitzende des Bezirks Stade (Bettina Hasekamp-Harms) die anwesenden Mitglieder im Tagungsraum Bugatti des Hotels Bergström. Der Vorsitzende des Bezirks Lüneburg (Frank Schütte) war leider kurzfristig erkrankt und daher abwesend. Bettina Hasekamp-Harms berichtete von den Aktivitäten des Bezirkes Stade und Jörg Fitschen und Michael Müller ergänzten als stellvertretende Bezirksvorsitzende des Bezirks Lüneburg die Berichte um einige Aktivitäten des Bezirks Lüneburg.

Die Kassenberichte der beiden Bezirke wurden vorgestellt und die Kassenprüfer bescheinigten Stefanie Weiß (Stade) und Angelika Maiß (Lüneburg) eine vorbildliche Kassenführung. Nach der anschließenden Entlastung der Bezirksvorstände aus Stade und Lüneburg wurde Gerd Reddig als Sitzungsleiter gewählt.

Danach ergriff der Landesvorsitzende Joachim Maiß das Wort und stellt die Situation der berufsbildenden Schulen in Niedersachsen dar. Themen waren unter anderem

  • Lehrkräftemangel
  • Digitalisierung, E-Didaktik und lehrersichere Bedienung von Software und Rechnern
  • Unterrichtsversorgung und wohnortnahe Beschulung
  • Arbeitszeit der Lehrkräfte (Neuordnung?)

Zusammenfassend waren dies alles Themen, die den Kolleginnen und Kollegen akut unter den Nägeln brennen. Gerne hätten wir zu diesen Themen noch weiter diskutiert, doch leider war die Sitzungszeit auf zweieinhalb Stunden begrenzt. Dazu sollten wir dringend weitere Veranstaltungen anbieten!

Nach einer Pause wurde dann der Beschluss gefasst, die Bezirke Lüneburg (208 Mitglieder) und Stade (142 Mitglieder) zu fusionieren (Zahlen vom 04.09.2018).

Hintergrund zur Fusion

Der VLWN stellt die Bezirke neu auf. Die Bezirke werden analog zu den Landesschulbehörden auf vier Bezirke reduziert. Damit einher geht eine ausdrückliche Stärkung der Ortsverbände und eine bessere Kommunikationsstruktur.

Trotzdem ist die Fusion von zwei traditionsreichen Bezirken etwas Außergewöhnliches. Die beiden „alten“ Bezirksvorstände aus Stade und Lüneburg haben im Vorfeld besprochen, dass sie fusionieren wollen und alle Vorbereitungen dazu getroffen.

Der Vorschlag des Zusammenschlusses der beiden Bezirke wurde einstimmig angenommen.

Dazu wurde diskutiert, wie der neue Bezirk heißen sollte. Aus den Reihen der teilnehmenden Mitglieder wurde der Name: Lüneburg-Stade vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde nach ausgiebiger Diskussion mehrheitlich angenommen.

 

Darauf folgte die Wahl des neuen Vorstandes für den neuen Bezirk Lüneburg-Stade. Als Vorsitzender wurde Michael Müller aus dem alten Bezirk Lüneburg vorgeschlagen und einstimmig gewählt.

Als Stellvertreterin wird Stefanie Weiß (Bezirk Stade) vorgeschlagen und ebenfalls einstimmig gewählt. Als weiterer Stellvertreter wird Tim Kahla (Celle) vorgeschlagen, auch er wird einstimmig gewählt.

Als Schatzmeisterin stellte sich Angelika Maiß zur Verfügung, auch sie wurde einstimmig gewählt.

Abschließend bedankten wir uns bei den scheidenden Bezirkvorständen für ihre Arbeit mit kleinen Aufmerksamkeiten:

Stade: Bettina Hasekamp-Harms (Vorsitzende), Silke Durben (Stellvertreterin), Stefanie Weiß (Kassenführerin)

Lüneburg: Jörg Fitschen (Stellvertreter), Michael Müller (Stellvertreter), Angelika Maiß (Kassenführerin) – Frank Schütte (Vorsitzender) in Abwesenheit

Die abschließenden Worte des neuen Bezirksvorsitzenden Michael Müller führten dann zum gemeinsamen Abendessen in das Hotel „einzigartig“ in Lüneburg, welches seinem Namen kulinarisch wirklich alle Ehre machte.

Der neue Bezirksvorstand: Stefanie Weiß, Michael Müller, Angelika Maiß, Tim Kahla (v. l.)

 

Stefanie Weiß, Bettina Hasekamp-Harms, Silke Durben – Der scheidende Vorstand des Bezirks Stade

INFOVERANSTALTUNG BBS quo vadis?

Info-Veranstaltung mit Fragerunde 

Arbeitskreis Weser-Ems

BBS quo vadis?

Wo bleiben die Auszubildenden?

Wo sind die jungen Lehrer/innen?

Sind die Kollegen/innen überlastet?

Ministerialrätin Cornelia Frerichs

Abteilung 4 Berufliche Bildung

Niedersächsisches Kultusministerium

Donnerstag, 27.09.2018

Programm

15:30 Uhr Stehcafé

16:00 Uhr Beginn des Referates mit anschließender Diskussion und Fragerunde

18:00 Uhr Ende

BBS Technik in Cloppenburg

Lankumer Feldweg 4, 49661 Cloppenburg

Anmeldungen und Ihre Fragen an Cornelia Frerichs bitte bis

Donnerstag, den 20.09.2017:

über Doodle: https://doodle.com/poll/xpthfw3uu5udv9a7 oder direkt an Marcus Schlichting: sg@bbs-haarentor.de

 

 

 

Keine Entwertung der Berufsschullehrerausbildung 

Keine Entwertung der Berufsschullehrerausbildung 

 

Lehrermangel: BLVN und VLWN sprechen sich gegen pädagogisch ungeschulte Quereinsteiger aus der Wirtschaft aus und fordern bessere Rahmenbedingungen

 

Der Lehrermangel in Deutschland ist über alle Schulformen hinweg eklatant. Vor allem an berufsbildenden Schulen, die schon seit Jahren mit einer chronisch schlechten Unterrichtsversorgung zu kämpfen haben, fehlt es an Fachlehrern. An vielen niedersächsischen BBSen ist die Unterrichtsversorgung vor allem in Fachrichtungen wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Bautechnik oder Wissenschaft und Verwaltung auf unter 90 Prozent gefallen. Dadurch kommt es immer häufiger zu  Unterrichtseinschränkungen. „Es fehlt an Nachwuchslehrkräften. Die Gründe dafür liegen in der zunehmenden Entwertung des Berufsschullehrerausbildung auch in Folge der Lückenfüllerei durch Quereinsteiger aus der Wirtschaft, denen die pädagogische Qualifikation fehlt“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Landesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLWN).

 

Aktuell brauchen die beruflichen Schulen diese Quereinsteiger, um den nötigsten Lehrkräftebedarf zu decken. „Aber es ist das völlig falsche Signal“, sagt Maiß und fragt Richtung Politik:“ Warum soll ein Student oder eine Studentin nach absolviertem Bachelor- und Masterstudium und einer fachlichen Berufsausbildung noch ein eineinhalbjähriges Referendariat anhängen, wenn auch das normale Fachstudium und damit eine deutlich kürzere Ausbildungszeit den Weg in den Berufsschullehreralltag ebnen kann?“

 

Die beiden niedersächsischen Berufsschulverbände VLWN und BLVN fordern daher eine Aufwertung der Berufsschullehrerausbildung. „Der Lehrerberuf muss wieder attraktiv werden und darüber eine hohe Wertschätzung  auch und gerade durch den Dienstherren genießen“, sagt Maiß. Um die Qualitätsstandards der deutschen Berufsbildung, die weltweit hohes Renommee genießen, auch künftig sicherzustellen, appellieren die Berufsschulverbände an das Niedersächsische Kultusministerium, die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen deutlich zu verbessern.

 

Der Forderungskatalog umfasst eine Ausweitung der Fort- und Weiterbildung, die Entlastung der Lehrkräfte bei zusätzlichen Aufgaben wie Digitalisierung, Integration oder Inklusion, eine Verbesserung der Besoldung und der Aufstiegsmöglichkeiten sowie eine Imagekampagne des Ministeriums, um die gesellschaftliche Reputation der beruflichen Bildung aufzuwerten. Daneben muss aus Sicht von VLWN und BLVN der Bewertungsschlüssel für Seiten- und Quereinsteiger geändert werden. „Es kann nicht sein, dass Fachkräfte aus der Wirtschaft als Notnagel quasi während des Schulalltags eine Schmalspur-Schnell-Pädagogikschulung durchlaufen und dann unterrichten. Nur eine umfassend qualifizierte Lehrkraft kann eine erfolgreiche Lehrkraft sein“, sagt Maiß.

 

Der Lehrermangel verschärft sich seit Jahren, weil der Nachwuchs mangels Attraktivität des Berufs ausbleibt. „Das lässt sich auch im ,Bildungsbericht für Deutschland 2018’, der von der Autorengruppe Bildungsberichterstattung zusammen mit der Kultusministerkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung im Juni vorgelegt wurde, nachlesen“, sagt Maiß.

Nachwuchs-Lehrkräfte dringend gesucht!

 

Auch an den berufsbildenden Schulen sind Nachwuchs-Lehrkräfte dringend gesucht

Bereits seit Wochen wird fast täglich sowohl regional wie auch überregional in Presse, Rundfunk und Fernsehen über den sich immer deutlicher abzeichnenden Lehrermangel an den Schulen in Deutschland berichtet. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ging in einem Interview soweit, dass er für das gerade begonnene Schuljahr 2018/2019 an allen Schulen in Deutschland „einen geordneten Schulbetrieb“ anzweifelte. Und der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, sprach sogar von der Gefahr unseres Landes,„langsam in einen Bildungsnotstand hineinzulaufen”.

Auch in Niedersachsen ist die Situation der Unterrichtsversorgung mehr als kritisch – und das nicht nur an den allgemeinbildenden Schulen, sondern insbesondere an den berufsbildenden Schulen, an denen bereits seit vielen Jahren eine fast chronisch schlechte Unterrichtsversorgung zu konstatieren ist, die an der Mehrzahl der BBSen nur knapp die 90-Prozent-Marke erreicht, an vielen sogar noch deutlich darunter liegt.

Der Grund für diese schwerwiegenden und alarmierenden Feststellungen ist dem nicht mehr zu leugnenden Mangel an jungen Nachwuchslehrkräften geschuldet. Belege hierfür finden sich u. a. auch im „Bildungsbericht für Deutschland 2018“, den die Autorengruppe Bildungsberichterstattung zusammen mit KMK und BMBF im Juni d. J. vorgestellt hat.

Auch wenn der Schulbetrieb an den niedersächsischen berufsbildenden Schulen noch immer in zumindest weitgehend/in einigermaßen geordneten Strukturen stattfindet, hat der bereits seit längerem bestehende Lehrermangel an vielen Schulen zu Unterrichtseinschränkungen geführt. Es sind vor allem die Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Bautechnik oder Wirtschaft und Verwaltung, die in besonderem Maße unter dem Nachwuchsmangel leiden. Ursachen für diese Situation sind zunächst die individuellen Entscheidungen der angehenden Studentinnen und Studenten. Diese sind aber wiederum beeinflusst von dem Image, das das Lehramt an beruflichen Schulen genießt, wie auch von den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen, die an den beruflichen Schulen gelten. Sie sind offensichtlich nicht so attraktiv, dass sich eine hinreichend große Anzahl von jungen Menschen mit einer Hochschulzugangsberechtigung für diesen relativ langen Bildungsweg entscheidet, der neben dem nicht wenig anspruchsvollen Bachelor- und Master-Studium ein betriebliches Berufspraktikum bzw. eine Berufsausbildung und ein eineinhalbjähriges Referendariat umfasst. Das bedeutet, dass die jungen Menschen selbst unter den Bedingungen von G8 frühestens erst in der zweiten Hälfte ihres dritten Lebensjahrzehnts ihre Existenzsicherung selbständig übernehmen können.

Dieser für die beruflichen Schulen und die Berufsbildung insgesamt auf lange Sicht gefährlich werdenden schwierigen Nachwuchssituation versucht man dadurch Rechnung zu tragen, indem man zur Deckung des Lehrkräftebedarfs Seiten- und Quereinsteiger aus der Wirtschaft, für den Schuldienst anwirbt. Bei solchen Maßnahmen sollte man aber immer auch die mit ihnen verbunden etwaigen (unerwünschten) Nebeneffekte bedenken: Welche – um es vorsichtig auszudrücken – motivationshemmenden und gleichzeitig irritierende Signale gehen von einem derartigen Vorgehen auf die Studierenden in den grundständigen Studiengängen für die Lehrämter an berufsbildenden Schulen aus und welche Wertschätzung seitens des Dienstherrn dokumentiert sich darin gegenüber einer grundständigen Qualifizierung?

Damit auch zukünftig der national und international überaus geschätzte hohe Qualitätsstandard der deutschen Berufsbildung sichergestellt werden kann, fordern BLVN und VLWN das Niedersächsische Kultusministerium auf, die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Lehrkräfte an den berufsbildenden Schulen deutlich zu verbessern. Dies bedeutet vor allem:

  • Umfassende Fort- und Weiterbildung sowie Entlastung der Lehrkräfte für ihre neuen und zusätzlichen Aufgaben, wie Digitalisierung, Integration und Inklusion;
  • Verbesserung der Besoldung und der Aufstiegsmöglichkeiten (Veränderung des Stellenkegels);
  • Imagekampagnen des Ministeriums zur Steigerung der gesellschaftlichen Reputation der beruflichen Bildung der der Berufsbildner.
  • Zulassung von Bewerbern als Seiten- und Quereinsteiger, die ergänzend zu einem bereits erfolgreich durchlaufenen einschlägigen fachwissenschaftlichen Studium auf Masterniveau das Studium eines schulischen Zweitfaches, eine berufs- und wirtschaftspädagogische sowie eine dem Referendariat vergleichbare berufspraktische Qualifizierung nachweisen; denn nur eine umfassend qualifizierte Lehrkraft kann eine erfolgreiche Lehrkraft sein.

Bei aller praktischen Gebotenheit von „Notkonzepten“, um einen „Bildungsnotstand“ abzuwenden, ist hier festzuhalten: Der bessere Weg ist die grundständige Lehrerbildung in ihrer nach beruflichen Fachrichtungen ausdifferenzierten Form. Aber dieser wird nur dann zielführend sein, wenn die beruflichen Lehrämter entsprechend attraktiv sind. Wird das aber erreicht, dann werden sich junge Menschen auch vermehrt für ein Studium der Berufs- und Wirtschaftspädagogik entscheiden, und so wird den Schulen in absehbarer Zeit ein fachwissenschaftlich und pädagogisch gut qualifizierter Lehrkräftenachwuchs zur Verfügung stehen.

Denn auch für die berufliche Bildung gilt: Auf die Lehrerinnen und Lehrer kommt es an!

Lehrkräfte gesucht!