von Michael Müller | Feb 20, 2019 | Aktuelles, Allgemein, Bildungspolitik, Stellenbewirtschaftung, Verbandsaktivitäten
Der Minimalkonsens ist einfach: Unterricht muss stattfinden. Da sind sich Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne und sämtliche Lehrerverbände einig.
Nur wie das in der Praxis vor allem in den berufsbildenden Schulen umgesetzt werden soll, die seit Jahren mit einer 10-prozentigen Unterdeckung kämpfen müssen und im Durchschnitt eine Unterrichtsversorgung von gerade 88 Prozent haben, darüber scheiden sich die Geister. Zu einem Brandgespräch hat die Niedersächsische Direktorenvereinigung Berufsbildenden Schulen e.V. (NDVB) in Kooperation mit dem VLWN am 19. Februar Minister Tonne eingeladen. Knapp 100 Schulleiterinnen und Schulleiter hörten dem SPD-Politiker im Foyer der MMBbS an der EXPO Plaza sehr genau zu – und waren am Ende nicht schlauer als vorher.
Es fehlt an Lehrkräften, die am Markt gar nicht mehr zu bekommen sind und auch nicht auskömmlich ausgebildet werden. Aber vor allem fehlt es an einem frei verfügbaren Budget, mit dem die Schulleiter bisher selbstverwaltet den Lehrbetrieb aufrecht erhalten, in dem externe Kräfte zugebucht werden. Das Land musste gerade die Zuweisung dieser Mittel für 2019 um gut 60 Prozent senken, ohne einen Ausgleich zu schaffen. Das ist hochdramatisch, da eine große Zahl von befristeten Lehrkräfte aus diesem Budget finanziert werden. Somit ist völlig unklar, ob nach den Sommerferien viele Fächer möglicherweise gar nicht mehr unterrichtetet werden können und die Qualität der Lehre zu Lasten der Schülerinnen und Schüler immer weiter runtergefahren werden muss. Abfragen an berufsbildenden Schulen, die anlässlich der Veranstaltung in der Multi Media BBS dem Minister Schreiben zu ihrer konkreten Situation überreicht haben, gehen von einem künftigen zusätzlichen Fehl von 2-4 Stellen pro Schule aus. Eine weitere Verschlechterung der Unterrichtsversorgung um 3-4 Prozent wird von den Schulleitungen für das laufende Schuljahr erwartet.
Der Minister hatte auch diesmal ein offenes Ohr, nur leider wieder einmal nichts Konkretes im Angebot. Das einzige Versprechen, dass er geben mochte, war: Dass die Restmittel des Haushalts 2018, deren Höhe noch nicht quantifizierbar sei, ausgeschüttet werden – und die BBSen einen Teil davon erhalten. Die Erwartungshaltung der Schulleiter war eine andere.
Begrüßung des Ministers
Schulleiter/-innen in gespannter Erwartung
Der Minister spricht in der MMBBS in Hannover
von Torsten Kaczmarek | Jan 8, 2019 | Aktuelles, Allgemein, Bildungspolitik, Stellenbewirtschaftung
Artikel aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 08.01.2019 – Autor : Christian Wölbert (abgerufen am 09.01.2019 um 19:48)
Hannover. Die niedersächsische Wirtschaft fordert von der Politik mehr Anstrengungen für die Ausbildung von Fachkräften, niedrigere Steuern für Unternehmen und mehr Investitionen in Straßen und Datennetze. Besonders scharf kritisierte der Präsident der Industrie- und Handelskammer Hannover (IHK), Christian Hinsch, die Lage an den niedersächsischen Berufsschulen: Eine Unterrichtsversorgung von 90 Prozent wie im Jahr 2017 sei nicht ausreichend, sondern mangelhaft, sagte er in Gegenwart von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Montag bei der Jahresauftaktveranstaltung der IHK im Hannover Congress Centrum Hannover.
Eine aktuelle Kürzung von Budgets für Vertretungslehrer an Berufsschulen bezeichnete Hinsch als besonders ärgerlich. „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Lehrkräfte.“ Nicht nachvollziehbar sei außerdem die „Widerstandshaltung“ der Politik gegen Quereinsteiger als Lehrer. Die Wirtschaft wolle ausbilden, benötige dafür aber auch den Unterricht, sagte der IHK-Präsident vor rund 1000 Gästen aus Politik und Wirtschaft.
Weil wies die Kritik in seiner Rede zurück: Die Landesregierung habe keine Mittel gekürzt. Die Berufsschulen brauchten weniger Vertretungslehrer, weil sie nun mehr Lehrkräfte fest anstellen könnten.
Die Unterrichtsversorgung von 90 Prozent solle „nicht das Endziel sein“. Man müsse bedenken, dass der Wert zuvor bei 85 oder 86 Prozent gelegen habe. Außerdem habe man sich bewusst dazu entschieden, im Flächenland Niedersachsen auch viele kleine Berufsschulen zu betreiben statt nur wenige große Einrichtungen.
Hinsch und Weil waren sich darin einig, dass die im vergangenen Jahr eingeführte Berufsorientierung für alle Schüler ein wichtiger Schritt zur Stärkung der dualen Ausbildung sei. Weil hob überdies die Bemühungen der Landesregierung hervor, die Schulen mit moderner Technik auszustatten sowie mehr Digitalprofessuren an den Universitäten einzurichten.
Unzufrieden mit Verkehrspolitik
Den Unternehmen falle es immer schwerer, Ausbildungsplätze zu besetzen, sagte Hinsch. Jugendliche und ihre Eltern bevorzugten häufig ein Studium. „In unserem Unternehmen ist jedoch auf vielen Arbeitsplätzen ein gut ausgebildeter Versicherungskaufmann wertvoller als ein mäßiger Jurist“, sagte der Kammerpräsident, der im Hauptberuf stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Versicherungskonzerns Talanx ist.
Er wies auf die Bedeutung von Steuern für Standortentscheidungen von Firmen hin. Andere Länder senkten ihre Unternehmenssteuern, während die Belastung in Deutschland steige. Darüber hinaus kritisierte Hinsch die Stadt Hannover wegen ihrer Verkehrspolitik: Brücken würden gesperrt statt erneuert und Hauptverkehrsadern zurückgebaut. In die Schnellwege werde nicht genug investiert. „Als Landeshauptstadt eines Flächenlandes und Autolandes den Autoverkehr bewusst zu erschweren ist kleinkariert.“
IHK plant Neu- oder Umbau
Hinsch kündigte an, dass die Kammer ihre Zentrale umfangreich umbauen oder ein neues Gebäude errichten werde. Die Vollversammlung werde noch im ersten Halbjahr darüber entscheiden. Die Kosten werde man aus vorhandenen Mitteln decken. Die Beiträge der Mitgliedsunternehmen würden auch 2019 nicht erhöht. Ein IHK-Sprecher begründete die Baupläne mit dem Alter des bisherigen Gebäudes am Schiffgraben. Es stamme im Wesentlichen aus den Fünfzigerjahren, die Bausubstanz sei „marode“. Auch der Zuschnitt der Räume und die Haustechnik entsprächen nicht mehr den Anforderungen.
Artikel aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 08.01.2019 – Autor : Christian Wölbert (abgerufen am 09.01.2019 um 19:48)
Alle Rechte aus diesem Artikel in Bild und Wort liegen bei der Hannoversche Allgemeinen Zeitung. Der Artikel ist im Original abrufbar unter (Abo erforderlich): http://www.haz.de/Nachrichten/Wirtschaft/Niedersachsen/IHK-Auftakt-2019-Wirtschaft-verlangt-mehr-Berufsschullehrer
von Torsten Kaczmarek | Dez 17, 2018 | Aktuelles, Allgemein, Stellenbewirtschaftung
Niedersächsisches Kultusministerium
Presseinformation vom 10.12.2018
Stabilisierungspaket Unterrichtsversorgung: Landtag erhöht Hinzuverdienstgrenze – Tonne: „Wichtiger Anreiz für pensionierte Lehrkräfte zur Unterrichtserteilung“
Der Niedersächsische Landtag hat heute einen Baustein aus dem „Stabilisierungspaket Unterrichtsversorgung“ auf den Weg gebracht. Mit einer Änderung des Beamtenversorgungsgesetzes wurde die Hinzuverdienstgrenze für pensionierte Beamtinnen und Beamte angehoben, wodurch zum Beispiel pensionierte Lehrkräfte mehr Stunden unterrichten können, ohne dass das Einkommen auf die Pension angerechnet wird. Diese Hinzuverdienstgrenze soll statt bislang 100 nunmehr 125 Prozent der ruhegehaltfähigen Dienstbezüge betragen.
„Das ist ein wichtiger Anreiz, damit mehr pensionierte Lehrkräfte ihre Kompetenzen einbringen und in unseren Schulen aushelfen. Jede Stunde zählt, jede Stunde hilft“, erklärt dazu der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Und der Kultusminister weiter: „Im Durchschnitt ist es derzeit den pensionierten Lehrkräften möglich, anrechnungsfrei zirka sieben Stunden Unterricht pro Woche zu erteilen. Mit der Flexibilisierung der Grenze erzeugen wir nun eine positive Motivation, den Stundenumfang zu erhöhen. Ich freue mich, wenn hiervon rege Gebrauch gemacht wird.“
Die Neuregelung ist auf diejenigen Ruhestandsbeamtinnen und Ruhestandsbeamten beschränkt, die den möglichen Dreijahreszeitraum des Hinausschiebens des Ruhestandes nach Erreichen der Regelaltersgrenze bereits überschritten haben. So wird vermieden, dass das Instrument des Hinausschiebens des Ruhestandes an Attraktivität verliert.
Kultusminister Tonne erinnert in diesem Zusammenhang an weitere Möglichkeiten für Lehrkräfte, ihre Unterrichtsstunden aufzustocken. So können Lehrkräfte in Teilzeit ihre Stundenzahl beispielsweise freiwillig kurzfristig erhöhen. Vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte können mehr Stunden unterrichten und für die zusätzlich erteilten Stunden eine Mehrarbeitsvergütung erhalten. Lehrkräfte können darüber hinaus im Rahmen des freiwilligen Arbeitszeitkontos zusätzliche Unterrichtsstunden erteilen und diese zu einem späteren Zeitpunkt in Freizeit ausgleichen.
von Torsten Kaczmarek | Mrz 16, 2018 | Aktuelles, Allgemein, Bildungspolitik, Recht & Besoldung, Stellenbewirtschaftung
Blick über den Tellerrand (Deutschland):
Das Land Sachsen hat sich entschieden, im Rahmen des Handlungsprogramms “Nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität in Sachsen”, Lehrkräfte mit grundständiger Ausbildung zu verbeamten. Die angestellten Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen bis zum 42. Lebensjahr können sich nun individuell entscheiden, ob sie in das Beamtenverhältnis aufgenommen werden möchten. Das Programm ist zunächst bis zum Jahr 2023 begrenzt. Verbeamtete Lehrkräfte bleiben nach dem Stichtag im Amt.
Quelle: https://www.bildung.sachsen.de/blog/index.php/2018/03/09/handlungsprogramm/
Bildlizenz: CC0
von Thorben Teyke | Dez 22, 2016 | Bildungspolitik, Stellenbewirtschaftung
Die Zuweisung von 100 zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten im Rahmen eines Nachtrags zum Stellenausgleich II./2016 hat den BLVN und den VLWN positiv über- rascht. Dies ist aus unserer Sicht ein Schritt in die richtige Richtung zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen, so die Vorsitzenden der Berufsschullehrerverbände BLVN und VLWN Heinz Ameskamp und Joachim Maiss. Da aber bereits 120 Stellen wegen der Arbeitszeitkonten gestrichen wurden, bedeutet dies für 2016 eine Verringerung der Zuweisung von insgesamt 20 Stellen. In 2017 ist die Streichung weiterer 120 Stellen geplant. Somit sind tatsächlich wirksam werdende Stellenzuweisungen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen, wie in der Pressemitteilung des MK vom 26.08.2016 aufgezeigt, nicht erkennbar.