von Torsten Kaczmarek | Sep. 12, 2018 | Aktuelles, Allgemein, Bildungspolitik, Fortbildung
Info-Veranstaltung mit Fragerunde
BBS quo vadis?
Wo bleiben die Auszubildenden?
Wo sind die jungen Lehrer/innen?
Sind die Kollegen/innen überlastet?
…
Ministerialrätin Cornelia Frerichs
Abteilung 4 Berufliche Bildung
Niedersächsisches Kultusministerium
Donnerstag, 27.09.2018
Programm
15:30 Uhr Stehcafé
16:00 Uhr Beginn des Referates mit anschließender Diskussion und Fragerunde
18:00 Uhr Ende
BBS Technik in Cloppenburg
Lankumer Feldweg 4, 49661 Cloppenburg
Anmeldungen und Ihre Fragen an Cornelia Frerichs bitte bis
Donnerstag, den 20.09.2017:
über Doodle: https://doodle.com/poll/xpthfw3uu5udv9a7 oder direkt an Marcus Schlichting: sg@bbs-haarentor.de
von Torsten Kaczmarek | Sep. 10, 2018 | Aktuelles, Allgemein, Bildungspolitik, News
Keine Entwertung der Berufsschullehrerausbildung
Lehrermangel: BLVN und VLWN sprechen sich gegen pädagogisch ungeschulte Quereinsteiger aus der Wirtschaft aus und fordern bessere Rahmenbedingungen
Der Lehrermangel in Deutschland ist über alle Schulformen hinweg eklatant. Vor allem an berufsbildenden Schulen, die schon seit Jahren mit einer chronisch schlechten Unterrichtsversorgung zu kämpfen haben, fehlt es an Fachlehrern. An vielen niedersächsischen BBSen ist die Unterrichtsversorgung vor allem in Fachrichtungen wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Bautechnik oder Wissenschaft und Verwaltung auf unter 90 Prozent gefallen. Dadurch kommt es immer häufiger zu Unterrichtseinschränkungen. „Es fehlt an Nachwuchslehrkräften. Die Gründe dafür liegen in der zunehmenden Entwertung des Berufsschullehrerausbildung auch in Folge der Lückenfüllerei durch Quereinsteiger aus der Wirtschaft, denen die pädagogische Qualifikation fehlt“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Landesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLWN).
Aktuell brauchen die beruflichen Schulen diese Quereinsteiger, um den nötigsten Lehrkräftebedarf zu decken. „Aber es ist das völlig falsche Signal“, sagt Maiß und fragt Richtung Politik:“ Warum soll ein Student oder eine Studentin nach absolviertem Bachelor- und Masterstudium und einer fachlichen Berufsausbildung noch ein eineinhalbjähriges Referendariat anhängen, wenn auch das normale Fachstudium und damit eine deutlich kürzere Ausbildungszeit den Weg in den Berufsschullehreralltag ebnen kann?“
Die beiden niedersächsischen Berufsschulverbände VLWN und BLVN fordern daher eine Aufwertung der Berufsschullehrerausbildung. „Der Lehrerberuf muss wieder attraktiv werden und darüber eine hohe Wertschätzung auch und gerade durch den Dienstherren genießen“, sagt Maiß. Um die Qualitätsstandards der deutschen Berufsbildung, die weltweit hohes Renommee genießen, auch künftig sicherzustellen, appellieren die Berufsschulverbände an das Niedersächsische Kultusministerium, die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen deutlich zu verbessern.
Der Forderungskatalog umfasst eine Ausweitung der Fort- und Weiterbildung, die Entlastung der Lehrkräfte bei zusätzlichen Aufgaben wie Digitalisierung, Integration oder Inklusion, eine Verbesserung der Besoldung und der Aufstiegsmöglichkeiten sowie eine Imagekampagne des Ministeriums, um die gesellschaftliche Reputation der beruflichen Bildung aufzuwerten. Daneben muss aus Sicht von VLWN und BLVN der Bewertungsschlüssel für Seiten- und Quereinsteiger geändert werden. „Es kann nicht sein, dass Fachkräfte aus der Wirtschaft als Notnagel quasi während des Schulalltags eine Schmalspur-Schnell-Pädagogikschulung durchlaufen und dann unterrichten. Nur eine umfassend qualifizierte Lehrkraft kann eine erfolgreiche Lehrkraft sein“, sagt Maiß.
Der Lehrermangel verschärft sich seit Jahren, weil der Nachwuchs mangels Attraktivität des Berufs ausbleibt. „Das lässt sich auch im ,Bildungsbericht für Deutschland 2018’, der von der Autorengruppe Bildungsberichterstattung zusammen mit der Kultusministerkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung im Juni vorgelegt wurde, nachlesen“, sagt Maiß.
von Michael Müller | Sep. 7, 2018 | Aktuelles, Bildungspolitik, News, Studium
Auch an den berufsbildenden Schulen sind Nachwuchs-Lehrkräfte dringend gesucht
Bereits seit Wochen wird fast täglich sowohl regional wie auch überregional in Presse, Rundfunk und Fernsehen über den sich immer deutlicher abzeichnenden Lehrermangel an den Schulen in Deutschland berichtet. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ging in einem Interview soweit, dass er für das gerade begonnene Schuljahr 2018/2019 an allen Schulen in Deutschland „einen geordneten Schulbetrieb“ anzweifelte. Und der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, sprach sogar von der Gefahr unseres Landes,„langsam in einen Bildungsnotstand hineinzulaufen”.
Auch in Niedersachsen ist die Situation der Unterrichtsversorgung mehr als kritisch – und das nicht nur an den allgemeinbildenden Schulen, sondern insbesondere an den berufsbildenden Schulen, an denen bereits seit vielen Jahren eine fast chronisch schlechte Unterrichtsversorgung zu konstatieren ist, die an der Mehrzahl der BBSen nur knapp die 90-Prozent-Marke erreicht, an vielen sogar noch deutlich darunter liegt.
Der Grund für diese schwerwiegenden und alarmierenden Feststellungen ist dem nicht mehr zu leugnenden Mangel an jungen Nachwuchslehrkräften geschuldet. Belege hierfür finden sich u. a. auch im „Bildungsbericht für Deutschland 2018“, den die Autorengruppe Bildungsberichterstattung zusammen mit KMK und BMBF im Juni d. J. vorgestellt hat.
Auch wenn der Schulbetrieb an den niedersächsischen berufsbildenden Schulen noch immer in zumindest weitgehend/in einigermaßen geordneten Strukturen stattfindet, hat der bereits seit längerem bestehende Lehrermangel an vielen Schulen zu Unterrichtseinschränkungen geführt. Es sind vor allem die Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Bautechnik oder Wirtschaft und Verwaltung, die in besonderem Maße unter dem Nachwuchsmangel leiden. Ursachen für diese Situation sind zunächst die individuellen Entscheidungen der angehenden Studentinnen und Studenten. Diese sind aber wiederum beeinflusst von dem Image, das das Lehramt an beruflichen Schulen genießt, wie auch von den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen, die an den beruflichen Schulen gelten. Sie sind offensichtlich nicht so attraktiv, dass sich eine hinreichend große Anzahl von jungen Menschen mit einer Hochschulzugangsberechtigung für diesen relativ langen Bildungsweg entscheidet, der neben dem nicht wenig anspruchsvollen Bachelor- und Master-Studium ein betriebliches Berufspraktikum bzw. eine Berufsausbildung und ein eineinhalbjähriges Referendariat umfasst. Das bedeutet, dass die jungen Menschen selbst unter den Bedingungen von G8 frühestens erst in der zweiten Hälfte ihres dritten Lebensjahrzehnts ihre Existenzsicherung selbständig übernehmen können.
Dieser für die beruflichen Schulen und die Berufsbildung insgesamt auf lange Sicht gefährlich werdenden schwierigen Nachwuchssituation versucht man dadurch Rechnung zu tragen, indem man zur Deckung des Lehrkräftebedarfs Seiten- und Quereinsteiger aus der Wirtschaft, für den Schuldienst anwirbt. Bei solchen Maßnahmen sollte man aber immer auch die mit ihnen verbunden etwaigen (unerwünschten) Nebeneffekte bedenken: Welche – um es vorsichtig auszudrücken – motivationshemmenden und gleichzeitig irritierende Signale gehen von einem derartigen Vorgehen auf die Studierenden in den grundständigen Studiengängen für die Lehrämter an berufsbildenden Schulen aus und welche Wertschätzung seitens des Dienstherrn dokumentiert sich darin gegenüber einer grundständigen Qualifizierung?
Damit auch zukünftig der national und international überaus geschätzte hohe Qualitätsstandard der deutschen Berufsbildung sichergestellt werden kann, fordern BLVN und VLWN das Niedersächsische Kultusministerium auf, die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Lehrkräfte an den berufsbildenden Schulen deutlich zu verbessern. Dies bedeutet vor allem:
- Umfassende Fort- und Weiterbildung sowie Entlastung der Lehrkräfte für ihre neuen und zusätzlichen Aufgaben, wie Digitalisierung, Integration und Inklusion;
- Verbesserung der Besoldung und der Aufstiegsmöglichkeiten (Veränderung des Stellenkegels);
- Imagekampagnen des Ministeriums zur Steigerung der gesellschaftlichen Reputation der beruflichen Bildung der der Berufsbildner.
- Zulassung von Bewerbern als Seiten- und Quereinsteiger, die ergänzend zu einem bereits erfolgreich durchlaufenen einschlägigen fachwissenschaftlichen Studium auf Masterniveau das Studium eines schulischen Zweitfaches, eine berufs- und wirtschaftspädagogische sowie eine dem Referendariat vergleichbare berufspraktische Qualifizierung nachweisen; denn nur eine umfassend qualifizierte Lehrkraft kann eine erfolgreiche Lehrkraft sein.
Bei aller praktischen Gebotenheit von „Notkonzepten“, um einen „Bildungsnotstand“ abzuwenden, ist hier festzuhalten: Der bessere Weg ist die grundständige Lehrerbildung in ihrer nach beruflichen Fachrichtungen ausdifferenzierten Form. Aber dieser wird nur dann zielführend sein, wenn die beruflichen Lehrämter entsprechend attraktiv sind. Wird das aber erreicht, dann werden sich junge Menschen auch vermehrt für ein Studium der Berufs- und Wirtschaftspädagogik entscheiden, und so wird den Schulen in absehbarer Zeit ein fachwissenschaftlich und pädagogisch gut qualifizierter Lehrkräftenachwuchs zur Verfügung stehen.
Denn auch für die berufliche Bildung gilt: Auf die Lehrerinnen und Lehrer kommt es an!

Lehrkräfte gesucht!
von Torsten Kaczmarek | Aug. 12, 2018 | Aktuelles, Allgemein, Bildungspolitik, BvLB, Digitalisierung, News
Ein flächendeckendes Handyverbot wie in Frankreich stößt beim BvLB auf Ablehnung. „Berufliche Schulen sollen selbst entscheiden, ob es ein partielles oder generelles Handyverbot im eigenen Haus gibt. Schulen können die Handynutzung in ihrer Schulordnung festlegen“, so Eugen Straubinger.
Das französische Parlament hatte am Montag dieser Woche ein sehr weitgehendes Handyverbot für Schulen beschlossen. Das neue Gesetz verbietet grundsätzlich die Nutzung von Mobiltelefonen in allen Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I. In Deutschland ist es meist nur untersagt, das Handy während des Unterrichts zu verwenden. Eine einheitliche Regelung gibt es nicht, da die Zuständigkeit – anders als im zentralistisch organisierten Frankreich – in die Zuständigkeit der 16 Bundesländer fällt. Und selbst die Länder regeln solche Fragen nicht immer zentral per Gesetz, sondern überlassen dies den einzelnen Schulen. Ein Handyverbot gibt es seit 2006 nur in Bayern, doch auch dort regt sich Widerstand gegen die Regelung. Verbände und Opposition fordern eine Lockerung – wenigstens in Schulpausen.
Aus Sicht des Bundeselternrates haben Handys an Schulen nichts zu suchen, ein generelles Verbot lehnt er aber trotzdem ab. Die Schulen seien technisch noch nicht gut genug ausgerüstet, um auf Smartphones zu verzichten. Dazu führt Joachim Maiß aus: „Die beruflichen Schulen müssen so ausgestattet werden, dass überall z.B. mit Tablets unterrichtet werden kann. Dies hätte den Vorteil, dass alle Schülerinnen und Schüler dieselben Geräte nutzen würden, es gäbe weniger Ablehnung und zumindest die Schule wäre mobbingfreie Zone.“
„Bei der derzeitigen technischen Ausstattung der beruflichen Schulen kann es kein generelles Handyverbot geben, dies würde an der Realität vorbeigehen. Unsere Aufgabe ist es zudem, die Schülerinnen und Schülern zu einem sinn- und maßvollen Umgang mit den Smartphones anzuleiten, sie müssen Medienkompetenz für die Berufs- und Lebenswelt entwickeln. “, betonen die beiden Bundesvorsitzenden.
Bildquelle: https://pixabay.com/de/handy-smartphone-tastatur-app-1917737/ CC0-Lizenz
Text: BvLB
von Engelmann | Juli 2, 2018 | Aktuelles, Bildungspolitik
Pressemitteilung 28. Juni 2018
Berufsschullehrerverbände fordern Stärkung der Berufsbildung zur Sicherung der Qualität
Hannover. Bildung braucht einen Highspeed-Masterplan, damit die digitale Transformation auch im Klassenzimmer ankommt. Insofern begrüßen die niedersächsischen Berufsschullehrerverbände die Entscheidung der Landesregierung, 350 Millionen zusätzlich in den Internetausbau zu investieren und hoffen, dass damit auch gezielt die Anbindung der Schulen vorangetrieben wird. Gleichsam bedauern der niedersächsische Berufsschullehrerverband (BLVN) und der Landesverband der Lehrkräfte an Wirtschaftsschulen (VLWN), dass die berufliche Bildung bei der Verteilung des VW-Rekordbußgeldes in Höhe von einer Milliarde leer ausgegangen ist.
„Die Kultusministerkonferenz hatte das Jahr 2017 zum „‚Jahr der beruflichen Bildung’ erklärt. Erst vor kurzem hatte der Bundespräsident gemeinsam mit seiner Frau die „Woche der beruflichen Bildung“ ausgerufen. „Angesichts der Tatsache, dass die berufliche Bildung weder mit einem Wort gewürdigt, noch mit einer Summe aus dem VW-Bußgeld bedacht wurde, befürchten wir mehr denn je, dass die berufliche Bildung abgehängt wird“, sagt Joachim Maiß, Landesvorsitzender des VLWN.
Heinz Ameskamp, Landesvorsitzender des BLVN ergänzt: „Ohne ein stärkeres finanzielles Engagement der Landesregierung in die berufliche Bildung droht hier zunehmend ein Qualitäts- und Bedeutungsverlust. Die Politik hat die Chance vertan, die sehr auf die Hochschulen fokussierte Förderung dank des unerwarteten Geldsegens jetzt auch bei der beruflichen Bildung nachzuziehen. Damit wird die Schere zwischen akademischer und beruflicher Bildung weiter gespreizt.“
Die beruflichen Schulen sind im deutschen Bildungssystem von zentraler Bedeutung. Das Duale System der Berufsausbildung ist ein Erfolgsmodell und führt zu einer Erwerbslosenquote, die unter dem OECD-Durchschnitt liegt. Immerhin nehmen mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland ihren Weg in die berufliche Existenz über eine anerkannte berufliche Bildung. „Damit das auch in Zukunft gewährleistet ist, hilft es nicht, nur über die Stärkung der beruflichen Bildung zu reden. Taten wären von Nöten“, sagen Maiß und Ameskamp unisono.
V. i. S. d. P.
Heinz Ameskamp, Landesvorsitzender des BLVN E-Mail: info@blv-nds.de
Joachim Maiß, Landesvorsitzender des VLWN E-Mail: buero@vlwn.de
von Patrick Geiser | Juni 11, 2018 | Bildungspolitik, Digitalisierung
Der BiBB Kongress 2018 „Berufsbildung von morgen – Innovation erleben“ am 7. und 8. Juni in Berlin vereint die Akteure der beruflichen Bildung, um zwei Tage über die Zukunft der beruflichen Bildung zu referieren und zu diskutieren. Neben anderen interessanten Schwerpunkten bietet das Forum „Berufsbildung 4.0 – Aus- und Weiterbildung im digitalen Zeitalter“ Raum für aktuelle Forschungsergebnisse, komplexe Fragestellungen und Probleme zum Umgang mit Innovationen in Geschäftsmodellen und -prozessen im kaufmännischen Bereich sowie in der Produktion im industriell-gewerblichen Sektor.
Basierend auf neuen Forschungserkenntnissen leitet Herr Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser (Präsident des BiBB) das genannte Forum mit vier Thesen zur beruflichen Bildung ein, welche folgend kurz vorgestellt werden:
- „Die Zukunft der Arbeit wird wesentlich aus der Digitalisierung heraus bestimmt“
Damit ist nicht lediglich der Einzug neuer Technologien in Tätigkeitsbereiche gemeint, sondern vielmehr die Konsequenz aus den neuen Möglichkeiten. So wird u. a. der/die Industriekaufmann/-frau künftig ihr/sein Aufgabenfeld weniger in routinierten Aufgaben finden als vielmehr in komplexen Recherchen und Analysen, wofür entsprechendes IT-Knowhow und das Verständnis für Prozess- und Systemabläufe notwendig sind
- „Die berufliche Handlungsfähigkeit, basierend auf einer breit angelegten Berufsbildung, schafft das Fundament für zukünftige Arbeit(skraft) und eine emanzipierte Fachkraft“
Die Handlungsfähigkeit wird (künftig) maßgeblich u. a. vom Prozess- und Systemverständnis geprägt und nicht von (tiefgreifenden) Programmierkenntnissen, wie es in ähnlicher Art von anderen Stellen prognostiziert wird. Hier stellt sich auch die Frage nach passenden Lehr-Lern-Arrangements in Betrieben und (berufsbildenden) Schulen, um den Anforderungen gerecht zu werden, sowie die Frage danach, ob sich diese Anforderungen in den Berufsbildern wiederfinden lassen.
- „In welche Richtung sich die Berufsbildung qualitativ und quantitativ entwickeln wird, ist kein Automatismus, sondern eine gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe und letztendlich auch ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess“
Die Digitalisierung ist kein Konstrukt, welches von oben herab über die Gesellschaft gelegt wird, sondern eine Entwicklung, die durch jeden Einzelnen durch alltägliches Handeln und betriebliche sowie technologische Weiterentwicklung geschaffen und in die berufliche sowie private Lebenswelt selbst integriert wird. Jedoch ist neben weiteren Effekten auch mit Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen, woraus eine Reaktion u. a. im Sinne einer adäquaten Gestaltung von Ordnungsmitteln nötig wird.
- „Das BiBB liefert durch Forschungsergebnisse, Entwicklungsarbeit sowie einen engen Dialog mit Sozialpartnern und der Praxis wesentliche Impulse für die Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems. Hauptausschuss und BIBB sind auch in Zukunft zentrale Knotenpunkte in der Berufsbildungs-Systementwicklung“
Zu dieser These sei der Hinweis auf die BMBF-BiBB-Initiative „Berufsbildung 4.0“ angebracht. Sie hat das Ziel, einen Beitrag zur Umsetzung der Digitalen Agenda zu leisten, und tritt u. a. mit folgenden Maßnahmen auf:
- Entwicklung eines Screenings für Ausbildungsberufe, Branchen und Fortbildungsregelungen
- Entwicklung von Mindeststandards für eine einheitliche Definition von „Medienkompetenz“
- Entwicklung eines Monitoring- und Projektsystems zu Qualifizierungsmöglichkeiten für die Berufsbildung 4.0
Zu einem Kongress, der digitale Innovationen im Blick hat, gehört selbstverständlich auch eine App. Diese leitet die Gäste durch die beiden Kongress-Tage. Zudem können mit Hilfe der App Fragen in den Foren anonym an die Moderatoren gestellt werden. Sie bietet außerdem die Möglichkeit, eigene Ideen und Gedanken zu speichern oder sie direkt mit der Community zu teilen bzw. zur Diskussion zu stellen.
Als Vertreter der Wirtschaftspädagogik liefert Herr Prof. Karl Wilbers (Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen) einen Beitrag zur Vernetzung und Überschneidung von kaufmännischen und technischen Tätigkeitsfeldern. Nicht nur in Produktionsprozessen finden cyberphysische Systeme (CPS, Verbindung von digitalen und physischen Komponenten, die z. B. über das Internet kommunizieren) ihre Anwendung. Innerhalb der Wertschöpfungskette gelangt diese Technologie auch in den Radius von Kaufleuten bspw. in den operativen Verkauf oder in die Verarbeitung von Just-in-Time-Daten. Weiter wird die These vertreten, dass der/die operative Einkäufer*in eine Verschiebung zum/zur strategischen Einkäufer*in, welche/r in großen Wertschöpfungsnetzwerken agieren muss, erfahren wird.
Ebenfalls ist zu erwarten, dass sozio-technische Kommunikationen andere als die bisher etablierten Formen annimmt. Während heute „Wisch- und Touchgesten“ Standard sind, stehen Bedienungen per Sprache, Gestik und Mimik nicht mehr nur in den Startlöchern.
Damit ein adäquater Umgang mit diesen und anderen teilweise noch unbekannten Herausforderungen, die allerdings auch nicht „radikal“ Einzug finden, erfolgen kann, sind weiterhin technologische Entwicklungen und branchentypische Verfahrensweisen (z. B. Click and Collect des Cross-Channel-Marketings) zu identifizieren und in Lerngelegenheiten zu implementieren. Eine grundliegende Gelingensbedingung für die digitale Transformation ist der (wohl überlegte) Einzug dieser Elemente in didaktische Situationen.
Dr. Gerd Zinke (BiBB) konstatiert, dass es hinsichtlich der künftigen Anforderungen in der Berufswelt keine Alternative zur Berufsausbildung gibt, denn nur sie schafft die notwendige Flexibilität, mit einem Beruf in unterschiedlichen Unternehmen, Branchen bzw. Wirtschaftszweigen tätig zu sein. So kann im Rahmen einer zukunftsorientierten Berufsausbildung die Basis für den Umgang mit Herausforderungen und Anforderungen durch die Digitalisierung gelegt werden. Es steht u. a. auch die Frage im Raum, wie die Allgemeinbildung ein Niveau erreichen kann, welches in Fragen zur Veränderung der Arbeitswelt ebenfalls einen Beitrag leisten kann (oder sollte?). Zumindest ist deutlich, dass das gesamte Bildungssystem gefragt ist.